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Horaz, Oden, Buch II, 20

02.09.2015

Non usitata nec tenui ferar
penna biformis per liquidum aethera
vates neque in terris morabor
longius invidiaque maior

urbis relinquam. non ego, pauperum
sanguis parentum, non ego, quem vocas,
dilecte Maecenas, obibo
nec Stygia cohibebor unda.

iam iam residunt cruribus asperae
pelles et album mutor in alitem
superne nascunturque leves
per digitos umerosque plumae.

iam Daedaleo notior Icaro
visam gementis litora Bospori
Syrtisque Gaetulas canorus
ales Hyperboreosque campos.

me Colchus et qui dissimulat metum
Marsae cohortis Dacus et ultimi
noscent Geloni, me peritus
discet Hiber Rhodanique potor.

absint inani funere neniae
luctusque turpes et querimoniae;
conpesce clamorem ac sepulcri
mitte supervacuos honores.

 

Ein Zwiegewächs mit reinen und starken Flügeln,
als Seherdichter trägt mich der Ätherstrom, auf
der Erde hält mich nichts, ich bin der
Mißgunst entronnen, von ferne leuchten

die Städte. Ich, nur ärmlicher Eltern Blut,
ich, den du rufst, Maecenas, entgehe wohl
der Todverfallenheit und werde von
stygischen Wassern umfangen nicht ganz.

Da, da umwachsen runzlige Häute mir
die Fesseln und ich werde verwandelt vom
Haupt her in einen weißen Vogel, es
sprießt um die Finger, die Schultern Flaum mir.

Berühmter schon als Ikarus, Dädalus
Sohn, schaut der Küste Rauschen am Bosporus
mich, Syrten Gätulas vernehmen den
Schwanengesang und die seligen Inseln.

Mich hört der Kolcher, mich, der die Furcht verheimlicht
vorm Marserheer, der Daker, es hört mich singen
das Grenzvolk der Gelonen, Spanien
hört und der Zecher der Rhône hört mich.

Es soll am leeren Grabe mir nicht ertönen
bezahlte Flöte, hässliches Stöhnen nicht
und Jammern. Verhalte die Stimme, hohler
Pomp bleibe fern meiner Totenfeier.

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