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Die Fäden rissen

03.12.2022

In Mondes dunstig aufgeflockter Molke
ein schwanker Kelch, ins Dämmervlies gehüllt,
von hellen Tönen einer Purpurwolke
wardst, Nature morte, du huldvoll angefüllt.

Umwimpert noch von Schatten, bangen,
hat sich die scheue Knospe aufgetan,
was du an Strahlen gläubig eingefangen,
gibst du zurück, o Blicke, diaphan.

Es wehen Silberfäden, feuchte Funken
dir um die leere Mitte ein Gefühl,
wie Liebende dich in das Wasser tunken,
du Anmut hauchst in kahler Flammen Spiel.

Die Fäden rissen und sie wirren lose,
Gespinst am ausgeseufzten Efeublatt,
im Aschenrauch glüht eine letzte Rose,
o trunknes Lied, das keinen Duft mehr hat.

 

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