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Die Fahne

19.10.2018

Der Mann steht einsam,
starr gereckt die Fahne,
Stern und Kreuz und Knospe,
einem Somnambulen gleich,
die Beine nackt gespreizt
diesseits und jenseits
eines Rinnsals
dünnen Rauschens.

Geborstene Scheiben,
verfaulte Balken, Schweigen
quillt aus den Ritzen
einer alten Ziegelei.

Rostig schwebt, befleckt
von schwarzen Tränen
eine Wolke.

An einer Mauer rieselt
dunkler Efeu vom Geschrei
der Stare.

Weit dehnt sich Brachland,
Steine, Male, Klumpen
geschmolzener Glocken,
bunte Scherben, Splitter
zerstoßener Engel.

Ein brauner Strom
geduckter Menschen,
Mützen, Helme, Hüte,
das eine Ufer
Ginsterlicht,
Spaten, Reschen, Hacken,
das andere Ufer
Mückenschwärme.

Keiner sagt ein Wort.
Keiner grüßt die Zeichen.

Kein Lied,
das einer Lippe
Feuchte schenkte.

 

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