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Durst der Geister

15.07.2018

Unterm Monde beben
Anemonen
und Lupinen
Flehen stiller Kerzen
gestillt
vom goldnen Tanz
der Bienen
Seltsam der Erde
Sonnendienst zu leben
doch zugleich dem Glänzen
schwarzer Onyx-Rosen
auf den Jenseits-Auen
hingegeben
schlafwandelnd unterm Rauschen
grauer Wipfel
die an Gottes Ohnmacht grenzen
in Dantes dunklem Wald zu gehen
irrend vom Weg dem rechten
und kein Augur kein Vergil
den Vogelflug und Geisterruf
unsrem Kummer in den Sinn
der hohen Ordnungen zu flechten
mit der Deutekunst zum wahren Ziel
Kein Gnaden-Engel
den reine Flamme schattenlos erschuf
der Blüten streute
vor unsre bäurisch verhornten Zehen
Wir müssen in den Klüften
immer einsam gehen
behaucht von Geistern
und Dämonen
die im Dunkel
auf bangen Zweigen sitzen
gebannt wie Eulen
Ruhelose Ahnen
die mit Stängeln
und mit Dornen-Stimmen
Löcher in die Herzen
und die Träume ritzen
O die müde Leere
da unsre Augen wieder
Qual und Dämmer trinken
und Tag legt auf Schultern
uns das Scheit der Schuld, das schwere
Doch jene glimmen
lichte Mücken
in der Nacht der Seele
schwirren auf und nieder
wenn wir aufs Kissen sinken
O stillte ihren Durst
der Wein der Lieder
aus edlen Trauben
die unterm blauen Schimmer
herbstlicher Lauben
uns geglüht
die zu ihrem Fest
in der dunklen Kelter
unsrer Schmerzen
weinend wir gepresst

 

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