Flüchte, einsame Seele
Flüchte zu Herden sibirischer Steppen,
wo ums nächtliche Feuer geschart
Hirten, wie trunken vom Anhauch der Flammen,
singen von Schönheit, singen von Schmerz.
Sieh, die einsame Seele öffnet
ihre schneeige Knospe dem Mond.
Da sie verstummten, eilen die Lämmer,
weiße Wölkchen auf zitterndem Gras,
bang zu den Müttern, niederstürzend
sprüht letzte Glut das sterbende Scheit.
Sieh, die einsame Seele öffnet
ihre schneeige Knospe dem Mond.
Flüchte in die verwilderten Gärten
eines Vergil, eines Horaz,
wo statt der Grazien rieselnder Stimmen
seufzt die tragische Nachtigall.
Sieh, die einsame Seele verschließt
ihre blassende Knospe dem Mond.
Da sie verstummte, huschen die Mäuse
über zerbrochene Flügel dahin,
Marmortafeln mit gnomischen Versen,
überwuchert von Flechten und Moos.
Sieh, die einsame Seele verschließt
ihre blassende Knospe dem Mond.
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