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Gedicht vom Flüstern und Klagen

25.08.2015

Dir genüge, gekrümmt auf schmaler Bank,
die Kinder spielen nicht mehr
unter bläßlicher Sonne,
schwarzzüngiges Flüstern der Blätter
oder der verwilderten Sträucher
Gemeindegesang,

dich zu entkernen, dir zu entwerden
in die gestaltlose Anmut des Winds,
der von nichts weiß,
von deiner hilflosen Sehnsucht nichts,
nichts vom steinernen Gaumen des Schweigens,
an dem die Zunge dir anstößt.

Im Flüstern, im Rauschen,
das aus den Wimpern deines Gehörgangs,
der Ohrmuschel aufsteigt,
bist ihrer selbst vergessen die Welt du,
das Leben ohne die knöcherne Last deines Leids.

Als hätte das bißchen Luft
aus dem Spundloch der Schöpfung
die Spreu unnützer Gedanken verwirbelt,
die Hülsen abgestorbner Empfindung verwirrt,
die Fäden müde gesponnenen Sinnens zerstoben.

Als wärst du ein auf dunkles Wasser
geschriebenes Glitzern,
unlesbar,
wie tot …

oder frei
wie ein Wort,
das sich nicht beugen läßt
von gierig dich meinenden Mäulern …

oder leicht
wie die Hostie,
die dem Prunk goldner Monstranzen entflog
ins Himmelsblau
und sich schneezart niedersenkt
auf eines Liebenden darbende Zunge.

Als genügte dir, gekrümmt auf schmaler Bank,
die Kinder spielen nicht mehr
unter bläßlicher Sonne,
schwarzzüngiges Flüstern der Blätter
oder der verwilderten Sträucher
Gemeindegesang,
dir zu entrinnen und deines grauen Herzens
endloser Jeremiade.

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