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Ich und mein Schatten

31.07.2019

Wir brauchten nicht viel, ich und mein Schatten,
den ich Bruder hieß und wieder Schwester,
ein Wasser, uns darin zu spiegeln,
wie wir uns die Köpfe tauschten,
einen Stein, der munter drüber flutschte:

Bist du der Stein, bin ich die Hand,
bin ich der Stein, sind wir gebannt,
grüner Strudel, der uns abwärts lockt,
blaue Tiefe, wo die Nixe hockt.

Mädchen, Strumpfhosenhochzieherinnen
mit Antilopenhufen, die über Gummischnüre
hüpften und auf den Lehmboden klatschten.
Sie röteten mir die Wangen mit ihren Reimen,
die wie Ohrfeigen auf mich niederprasselten:

Im Hexenhaus, da geht es lustig zu,
von selber bindet sich der rote Schuh,
von selber dreht der Löffel sich im Topf,
der Hexe flicht ein Gnom den roten Zopf.

Ich und mein Schatten suchten das Weite,
er saß mir auf der Schulter, sie ließ
die Beine baumeln, riß mir aus das Haar,
wir wateten durchs Wasser, uns stachen
Bremsen und Küsse, Vögel sangen:

Tirili, tirilo, schaut, dort gehn die zwei,
tirilo, tirili, oder sind es ihrer drei.
Euch des blauen Sommers Fülle,
euch die wehverlorne Stille!

 

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