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Ins Zwielicht fliehen

05.09.2023

Philosophische Sentenzen und Aphorismen

Das Offensichtliche wird ausgeblendet, das Naheliegende befremdet, aber auf exotische Monstrositäten starrt man unentwegt, das Abstruse muß zur Erklärung des Trivialen herhalten.

Die männlichen Mitglieder der weißen Rasse haben in puncto Intelligenz und Erfindungsgeist, wissenschaftlicher und künstlerischer Genialität, Eroberungsdrang und Unterwerfungslust, Vernichtungsphantasie und Destruktionstrieb über Jahrhunderte exzelliert.

Robert Oppenheimer, Enrico Fermi, Leó Szilárd, Robert Serber, Otto Frisch, Józef Rotblat, Philip Morrison, George Cowan, Emil Fuchs, Hans Bethe und dutzende weitere Wissenschaftler, die führend an der Entwicklung der größten Vernichtungsmaschine der Menschheit, der Atombombe, im Rahmen des Manhattan-Projekts, beteiligt waren: alles weiße Männer hoher analytischer Intelligenz und genialen Erfindungsgeistes, darunter überproportional viele Juden.

Die Glühbirne, die Dampfmaschine, das Telefon, das Auto, das Flugzeug, der Röntgenapparat, die Herz-Lungen-Maschine, der Computer, die Weltraumrakete: alles Erfindungen weißer Männer hoher analytischer Intelligenz und genialen Erfindungsgeistes.

Die Liste der großen weißen Wissenschaftler und Erfinder, der Dichter, Maler, Komponisten, Bildhauer, Architekten wäre zu lang, um auch nur mit den bedeutendsten zu beginnen.

Warum der weiße Mann? Nun, das ist offensichtlich eine Manifestation seiner genetischen Ausstattung, die wiederum das Ergebnis jahrtausendelanger natürlicher und sexueller Auslese darstellt.

Weshalb entsteht die wissenschaftliche Zivilisation in der nördlichen Hemisphäre und nicht im afrikanischen Urwald oder auf den pazifischen Inseln der Seligen? – Die nördliche Hemisphäre ist geprägt vom Wechsel der Jahreszeiten; im Sommer und Herbst gilt es, das Überleben im Winter sicherzustellen, Vorräte anzulegen, die der seßhafte Bauer durch Züchtung und Veredelung von Wildformen der Getreidearten hat gewinnen können. – Vorausschau, Vorsorge, Planung: elementare Formen intelligenten Verhaltens.

Die schöne Sorglosigkeit der Bewohner tropischer Inseln, wo einem die köstlichen Früchte in den Schoß fallen, wäre für den harten Überlebenskampf der Nordländer verhängnisvoll.

Es waren die Frauen, die den Typus Mann sexuell ausgelesen und gezüchtet haben, der aufgrund hoher Intelligenz und Disziplin ihren Kindern im Idealfall Überleben und Gedeihen gewährleisten konnte.

Die Frauen haben den Typus Krieger sexuell ausgelesen und gezüchtet, der ihnen und ihren Kindern Schutz vor feindlichen Übergriffen hat bieten können.

Die Unterwerfung unter den Führer ist der geheime Wunsch der demokratisch aufgewühlten und effeminierten Massen.

Die menschliche Dummheit ist unausrottbar; somit auch ihre politische Variante, die sozialistische Ideologie, der Glaube an die natürliche Gleichheit der Geschlechter, Rassen, Völker und Kulturen, der Glaube an ein seliges Friedensreich unter Leitung der geistig Erwachten, in dem sie zur vollen Geltung kommen kann und die Störenfriede, die um einen Kopf über die Masse der Gleichgeschalteten herausragen, eben um diesen Kopf kürzer gemacht worden sind.

Will man auf die Anmut und Schönheit der Raubkatze nicht verzichten, muß man ihre todbringenden Klauen und Zähne in den Kauf nehmen.

Fragst du die Maus, vernimmst du ihr frommes Gewisper, gern in einer friedlichen Welt ohne Katzen und Eulen leben zu wollen; doch in einer Welt ohne Katzen und Eulen vermehren sich die Mäuse in einem Maße, daß sie Hungers sterben müssen.

Ein Apollon, dem nur die Lyra, nicht aber der Bogen zu eigen wäre, hätte der Muse nicht befohlen, Homer, Archilochos und Pindar, Vergil, Catull und Horaz mit ihrer schmerzlich-beglückenden Weihe heimzusuchen.

Der Mann, dem man das Testosteron verdünnt hat, wird wohl keine Kriege mehr führen, aber auch keine geistigen Gipfel mehr erklimmen.

Die vermännlichte Frau wird keine Kinder mehr gebären. Und die Frau, die man nötigt, gemäß sozialistischem Ideal sich in der Produktion und im Büro „zu verwirklichen“ und im öffentlichen Raum mit dem Mann um Posten und Geltung zu konkurrieren, wird nach und nach vermännlichen.

Der effeminierte weiße Mann ist den Dunkelhäutigen, denen er schuldbewußt die Tore seines Hauses öffnet und sie zu Gast an seinen Tisch lädt, ein heimlicher Gegenstand beißenden Spotts und obszöner Witzeleien.

Der gefährliche Charme der Frauen lag über unzählige Generationen in der Macht ihrer sexuellen Wahl; verliert sie diese oder erlahmt ihre Suche nach dem Einzigartigen angesichts der Verweiblichung und Degeneration des Mannes, wird das Büro ihre tieferen Instinkte auf Dauer nicht zufriedenstellen, es sei denn, diese degenerieren gleichfalls.

Die alten dörflichen Ansiedlungen waren mütterlich geprägt; die Dorfkirche, die wie eine Glucke ihre Küken um sich scharte.

Böse Zungen wie Voltaire, die den Priester als Mann in Frauenkleidern verspotteten, haben nicht ganz falsch gelegen.

Die nun die eigene Zivilisation als Ausgeburt des weißen Mannes rassistisch nennen und ihre kolonialen Abenteuer von ihrer höheren moralischen Warte aus verwerfen, müßten auch auf ihre Errungenschaften und Wohltaten verzichten – aber das wollen und können sie nicht, sie gehen selbstverständlich zum Zahnarzt, nehmen den Flieger und wähnen, der Strom für ihren Fön sei in der Steckdose immer verfügbar.

Ob sie am Amazonas oder Mekong, am Nil oder Indus leben – alle nehmen selbstverständlich die technisch-zivilisatorischen Errungenschaften des weißen Mannes in Anspruch, wenn sie das Bleichgesicht auch verachten.

Wer sich alle relevanten Tatsachen vor Augen rückt, hat sie noch nicht verstanden; wer alle Wörter einer Ode des Horaz kennt oder nachgeschlagen hat, ist um ihren Sinn bisweilen noch arg verlegen.

Jener ist nicht per se moralisch verdächtig, weil er der weißen Rasse angehört, dieser nicht eines moralischen Persilscheins würdig, weil seine Vorfahren und diejenigen des weißen Mannes sich als Sklaven und Herren gegenüberstanden.

Das Mittel kann uns den Zweck nicht ersetzen; die westliche Zivilisation nicht die Kultur.

Lust und Wohlbefinden können uns den Sinn und das Glück nicht ersetzen.

Der unglückliche Hedonist, der glückliche Asket.

Lust und Wohlbefinden und all die zivilisatorisch-technischen Mittel, die ihrer Sicherung und Steigerung dienen, können uns den Sinn und die Kultur, deren künstlerische und religiöse Formen ihn zum Ausdruck bringen, nicht ersetzen.

Der Dichter als Wanderer, der Wanderer als Dichter wie Hölderlin, Nietzsche oder Robert Walser haben auf ihren langsamen Gängen mehr gesehen, was der Betrachtung und geistigen Erquickung wert ist, als der moderne Tourist, der in wenigen Wochen einmal um den Globus hetzt und alle wichtigen Highlights auf sein Smartphone gebannt und in die Tasche gesteckt hat, um sie gleich wieder zu vergessen.

Wir können und sollten mit Wittgenstein und Heidegger der westlichen Zivilisation ein gerüttelt Maß an Skepsis entgegenbringen, ohne sie als Ausgeburt des weißen Mannes und seiner verblendeten Selbstherrlichkeit zu diffamieren.

Hölderlin griff auf den Mythos der Götternacht zurück, Nietzsche sah das Elend des letzten Menschen vor Augen, Robert Walser machte kurzen Prozeß und schloß sich in einer Irrenanstalt ein.

Wir staunen über die Leistung und das Mäzenatentum des Finanz- und Wirtschaftsmagnaten Wittgenstein senior, aber wir bewundern den entsagungsvollen Denkweg seines Sohnes.

Zivilisation ist global, Kultur lokal.

Ein Mischmasch aus allen möglichen Stilen ergibt noch kein Kunstwerk.

„Weltmusik“, „Weltkunst“, „Weltdichtung“ – Unworte, Undinge.

Der den Hirnen der Neugeborenen implantierte Chip, der sie sozial und ideologisch gleichschaltet, steht am Ende des zivilisatorischen Prozesses.

Das entscheidende Instrument zur sozialen Gleichschaltung, die wesentliche Bedingung für die Gründung des irdischen Paradieses der allgemeinen Geschwisterliebe, besteht in der Anpassung und Angleichung der natürlich gegebenen Intelligenzunterschiede, der fatalen Ursachen der daraus folgenden Unterschiede in Status, Rang, Prestige und Vermögen, also in der allein selig machenden Verdummung. Was Kindergarten, Schule und Hochschule, Fernsehen und soziale Medien noch nicht erreicht haben, wird der Eingriff in das menschliche Gehirn vollenden.

Der Rhein, den Hölderlin in seiner Hymne besang, war mythisch anrufbar, weil seine Ufer noch nicht begradigt, seine Auen noch nicht trockengelegt und seine Fluten noch nicht zur internationalen Fahrstraße für Containerschiffe profaniert und gebändigt waren.

Vor den blendenden Scheinwerfern der Zivilisation und den grellen Schlagzeilen und Parolen ihrer Propagandisten flüchten wir uns ins Zwielicht der Dichtung, deren rätselhaft flüsternde Ranken uns den Schatten der notwendigen Einsamkeit schenken.

Hat Rom Griechenland militärisch unterworfen, so Griechenland Rom kulturell; der Eroberung von Hellas durch die Römer folgte ihre Hellenisierung auf dem Fuß. – So kann man annehmen, es sei angemessen, bei jeder Geschichte die Gegengeschichte im Auge zu behalten, bei jedem Sinn und jeder Richtung, die man einer Erzählung verleiht, den Gegensinn und die Gegenrichtung zu bedenken, ja, mitten im strahlendsten Licht das Zwielicht zu entdecken.

Jede Entbergung ist, wie Heidegger sah, äquivalent mit einer Verbergung, alles Gesagte enthält sein Ungesagtes. – Warum sollte, was man den Prozeß der Zivilisation, der Rationalisierung und Verwestlichung der Welt nennt, nicht gegenläufig gelesen einen Prozeß der Barbarisierung, Verwilderung und Orientalisierung enthalten?

Die Metropolen der Moderne zerfallen in opake Zonen einer Tribalisierung nach archaischem Muster.

Die dominante Rede des weißen Mannes unterbrechen auf dem Höhepunkt ihrer glänzenden Rhetorik ein primitives Schreien und ein dunkles Lallen.

Die Entmythologisierung der religiösen Rede erzeugt eine geistige Wüste, in der die Fata Morgana alter mythischer Bilder zu flimmern beginnt.

Das Leben, das im Korsett seiner technisch-rationalen Steuerung zu erstarren und zu ersticken droht, schleppt sich wie eine schlafwandelnde Mumie zum Rand eines Abgrunds, dessen Sog es nicht widerstehen kann.

Wir Bewohner einer sich überlegen dünkenden rationalen Welt befestigen unsere Wege mit einem Asphalt, aus dessen Ritzen schon bald die Einfalt des Grases sprießt.

Fragen sind nicht in jedem Fall das Komplement ihrer Antworten; denn es gibt bekanntlich uneigentliche Fragen, die als bloß rhetorische oder ironische keine Antwort verlangen. Im Gegenteil, wer sie zu beantworten suchte, gäbe damit zu verstehen, daß er ihren Sinn nicht begriffen hat.

Die Ränder unserer Lebensformen, so hell wir sie auch ausleuchten mögen, verschwimmen gleichsam in Dunst und Zwielicht.

Exakte Begriffe und wohldefinierte Bedeutungen finden wir in axiomatisch geschlossenen theoretischen Systemen wie denen der Logik und Mathematik; aber selbst in diesen können wir Sätze konstruieren, die sich im Rahmen dieser Systeme selbst nicht begründen oder ableiten lassen.

Unsere Lebensformen können nicht gänzlich rationalisiert, verwissenschaftlicht und zivilisatorisch vollständig gebändigt werden; denn um Wissenschaft auf sie anzuwenden, sind wir gezwungen, auf die natürliche oder Alltagssprache zurückzugreifen, und diese hat notwendigerweise Bedeutungshorizonte, die im Dunst und Zwielicht des Vagen und Unbestimmten verschwimmen.

Man kann den semantischen Dunst des Vagen und Unbestimmten nicht mittels wissenschaftlicher Verfahren derart kondensieren, daß nur klare Tropfen des Eindeutigen und Bestimmten übrig bleiben.

Aus dem unauflösbaren Zwielicht der Sprache, gleichsam der Corona und dem dunstigen Hof um die sprachlichen Bedeutungen, treten die mythischen Mächte hervor, ähnlich den unwirklichen Farben und geisterhaften Schatten, die sich in der Dämmerung über die Haut der Dinge und die Oberfläche der Alltagsgegenstände breiten.

 

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