In Tälern des Himalaya
Dort blüht so wenig, nur im Blau die Wolke,
ein Büschel Gras, das zittert, herbe Zungen
sind gierig, es zu rupfen, Schafe, Yaks und
gehörnte Ziegen, Sicheln aber singen
den frohen Menschen, Heu und Stroh in Schober
und unter Dächer sammeln sie, denn Winter,
er lauert stets und glänzt herab vom schroffen
Gebirg im Gipfelschnee, der in die Täler
ausfingert, stäubend. Sommers aber wiegen
die immer kühlen Lüfte Gerstenähren,
die Frucht des schlichten Lebens, Frauen,
die Anmut hoher Wangen, schwarze Augen,
sie worfeln, Tenne ist die Wiese, wirbelnd
entschwirren Spreu und Spelt, die Körner werden
mit Schaufeln aufgefegt in Leinensäcke,
geschmort in Fett, in Milch und Rahm gesotten,
die Kuchen kneten sie, die Kinder schlürfen
die Milch aus tönern-hellen Tassen, Kinder
Himalayas, sie sind im Kranz des Lebens
die Veilchenblüten, hüten früh die Schafe,
ein Ziegenböckchen ist der allerliebste
Gefährt, die Mutter trägtʼs im Korb aus Weiden
mit Prinzlein, jüngstem Sproß mit Tibetmütze,
es watschelt mit den Kindern in die Küche,
und Küche ist das ganze Haus aus Lehm und
vergilbtem Stroh, das Bett ein dicker Teppich,
der Herd das Heiligtum, ringsum auf Simsen
die Becher, Kessel, Lampen, Buddhabilder,
aus Kreide, Ocker, Gips die Ornamente,
des hohen Daseins bunter Kreis, durchbrochen
von selig-leerem Lächeln. Dochte flackern
der Seele hier statt Träumen, Güte aber
bezeigen Kinderhände einem alten
Großmütterchen, geleiten stets die Blinde
aufs Feld, wo sie nach Kraut und Halmen tastet,
und sichelt sie so gut es geht, verständig
und sterbensmüd. Ach, kämen bald die Mönche
mit Glöckchen, Weihrauch, psalmenfeuchten Lippen!
Jetzt kehren Herden von den Almen, wollig
verzottelt Yaks mit ihren Hüterinnen,
die dürren Gräser bleicht der Reif der Frühe,
Rauch wölkt schon über Dächern alte Sagen.
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