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Das Großmaul wird kleinlaut am End

17.12.2013

„Schau mal, ist das nicht die mit der großen Klappe?“

„Sieht nicht so aus, als würde die morgens Schampus und Austern schlabbern!
Mensch, wie die vor Jahr und Tag hier rumlief,
so ʼnen Klatschmohnmund, und der Lidstrich
hat noch im Dunkeln geleuchtet.“

„Weißte noch damals, wie die auf der Party umknickte,
so ganz plötzlich, aber genau an der richtigen Stelle,
zum goldrichtigen Zeitpunkt …“

„Dem richtigen Typen in die Arme …“

„Dem Verleger von zotigen Blättchen,
hat dann bald den Löffel abgegeben …“

„Wer weiß, wie die nachgeholfen hat …
Hat den Laden gleich übernommen und mir nichts, dir nichts
die Bordelle der Hauptstadt Ost, eins nach dem anderen,
kontrolliert, da ging ganz Pankow ein und aus,
und die Stasi hatte Lauscher unter jedem Bett.“

„Traf sie mal nach dem Mauerfall zufällig wieder,
hatte ein Kapotthütchen mit ʼnem Gazeschleier auf,
das Gesicht glattgestrichen wie Gips,
behauptete, sie hätte jetzt ein Engagemang beim Theater,
hat da aber in Wirklichkeit nur ab und zu geputzt.“

„Und jetzt trägt die Zeitungen aus im Viertel.“

Das Großmaul wird kleinlaut am End.

Der große Zampano wird nicht von einem Faustschlag getroffen,
sondern von einer Melodie
und wälzt sich heulend am kahlen Strand.

Der große Ajax,
dem die zottelige Brust schwoll
wie der Buckel von Achills Schild,
hat Schaum vorm Mund
und führt einen Rachefeldzug gegen Schafe.

Ein gewisser Gröfaz
findet nur als im Vakuum schwebender Schnurrbart,
ohne Gesicht dahinter, Erwähnung
in den chroniques bourlesques et scandaleuses.

Der andere Schnauzbart
hat sich durch Aufrichtung eines gigantischen Hauses,
im Stil eines megalomanischen Beton-Arsch-Klassizismus,
Stein für Stein mit dem Mörtel Wahn verfugt,
an den großen Versammlungsplätzen
der Hauptstädte des Ostens verewigt. –
Und sein Reich zerfiel.

 

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