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Der Dienst

23.01.2022

Du wolltest dienen, eignem Traum entsagen,
verehren, was dir unerklärlich scheint,
ein reines Antlitz, das dir mild aus Lauben
der Abenddämmerung entgegenschwebt,
dem alles Tierisch-Maskenstarrende
ward abgewaschen in azurner Flut.
Du wolltest dich im Farngrün kühlen Schweigens
zusammenfalten, Wortes eitlen Tau
verdunsten lassen hohen Wunderstrahl,
worin die Schattenmücke Seele zittert
und nichts mehr kennt als sich zu Tode summen.
Sind nicht die blauen Wappen ihrer Flügel
schon ganz verblasst wie der Hortensie
erschlaffte Lider, daß sie schlafen kann?
Und war dein Tag nicht eine zweite Nacht,
in der statt Sternen fremde Augen zuckten,
ein fahler Mond die Liebe niedersank
in Wälder, gefiederten Gesangs entwöhnt?
Die bleiche Sehnsucht hat mit deinem Kummer
nur ein Gespenst gezeugt, dem anmutlos
verwachsene Glieder nicht zum Tanze taugen.
Und wirbelt unter Kinderpeitschen es ein Hund,
im Kreis, füllst du den Napf, damit die Zunge
sich Milde schlürft, bis Gras umschäumt den Schlaf.
Sein Antlitz knittrig wie ein welkes Blatt,
und keine Hoheit leuchtet aus den Fetzen
des Pilgers, der auf deiner Schwelle harrt,
er kam vom schwarzen Maar und sucht den Pfad
zur blauen Bucht, das dumpfe Herz zu ritzen
mit den smaragdenen Dolchen scharfen Lichts.
Hast gleichwohl ihm, der dir den Atem nahm,
der wie ein Bettler am Eisengitter wähnt,
der Duft erträumter Rosen wehe an,
hast du den dürren Zweig der Hand berührt,
die ungeküßte, die verknöcherte,
den Zögernden geführt an deinen Tisch,
das Brot des Worts mit ihm zu teilen, im Wein
Erinnerung zu gießen in tönende Schalen?
Hast den Verband du ihm gelöst, den blut-
verkrusteten, und ihm gesalbt die Wunde,
die Wunde, die in deine Nacht geleuchtet
wie eines Rätsels Purpurblüte schön?

 

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