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Nun ist die Stunde

21.07.2020

Nun ist die Stunde, ist die hohe Zeit.
Weht nicht der Zweig von einem trunknen Winde,
was sich im Uferschilfe glitzernd bricht,
trug es dein Atem nicht aus blauem Grunde?
Ich harrte lang in dieser Klüfte Grauen,
worin die Blume des Munds zu Eis gerinnt,
dem trüben Brunnenschacht versiegter Wasser,
in den nur Mondes weiße Flocke niederschwebt,
und was im wilden Kraut der Nächte raschelt,
fühlloser Klaue tödlicher Fang ist es,
nicht Menschenschritt, der sich durchs Dickicht wagte
und wirbelte süßen Duft ins Blütenlose.
Mir blieb, ins Ausland verbannt des Herzens, nur,
aus Zwielichts dünner Wolle einen Traum
zu wirken, aus fernen Meeres Brausen Seide,
blaue, zu weben für mein dunkles Wort.
Ich schlief, ein Singen hat der Tiefe mich
entrissen, ein Vogelruf, ein zweiter, Antwort
hellen Bluts durch Laubes Schattengitter,
und Ton fand sich in Ton, wie Blüten, Schaum,
die Welle an Welle im gleichen Takt sich wiegen.
Nun fühle ich verlorenen Edens Hauch,
nun weiß ich um die Wiederkehr, wenn Liebe
dich aus dem Reich der Schatten hebt und du,
betaute Blätter um verheilte Schläfen,
mit sanften Blicken mir vom Frühling sprichst.
Nun ist die Stunde, ist die hohe Zeit.

 

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