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O küß sie nicht

10.07.2022

Wie großem Durst die Wüste plötzlich flimmert,
als wölkte Schaum von Schwänen auf dem See,
hat deiner Nacht die Blüte weiß geschimmert,
und was du schriebst, war Duft von süßem Klee.

Wie scheiden wir vom Wahnbild ab das wahre?
In beiden weint die Wolke, singt das Licht.
Der Schönen strömen Locken von der Bahre,
sie lächelt geisterhaft, o küß sie nicht.

Wie blanke Kiesel knirschen unter Schritten,
knirscht Wortes Dürre zwischen Zahn und Zahn.
Kein feuchtes Auge schaut, was du erlitten,
kein Tau weckt aus dem Dunkel Enzian.

Du horchst: Die Nacht hat Stimmen wie von Feen,
gefesselt von Gerank, vom Mond gebannt.
O gib dich nur dem wunderlichen Flehen,
doch geh nicht hin, dein Herz, es wird verbrannt.

 

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