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Sieh, wie alles quillt

17.05.2018

Sieh, wie alles quillt,
wie alles horcht und äugt.

Die Blume hat den Tau.
Der Schwan den Morgenhauch.
Die Wolke lächelt sich im Teich.

Und alles geht bis an den Rand
der Welt, wo Liebe trinkt
der ausgesungene Mund.

Ich aber hab verzwirnt
den Faden dünnen Sinns
an einer Öse Zittern.

Ich neige meinen Mund
dem grünen Rand,
das Wasser weicht zurück.

Sieh, wie alles strömt,
wie alles haucht und rinnt.

Das Blut kreist warm ums Herz.
Die Blume hat den Wind.
Den goldnen Wein das Lied.

Mir aber ist der Weg
der Heimkehr schroff verstellt
von stummen Grabessphinxen,
die kein Herz erwärmt,
kein Hauchen rührt,
kein Lied erweckt.

Wie bin ich denn verwaist
vom schlichten Sein des Dings,
gefallen aus dem Licht,
das wahre Rosen zieht.

So will ich Wasser sein,
das jenen Mund erquickt.
Blut und dunkler Schauer,
der jenes Herz bezwingt.

So will ich nackt sein Wind,
der sanft die Gräser biegt,
dem hohen Gast der Wein,
daß öder Tag ergrünt,
die Nacht von Seelen schwingt.

 

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