In der Abendstunde
Lehnst du am Fenster in der Abendstunde,
wenn Sehnen glüht im Dufte von Jasmin,
kühlt dunkler Quellen Rauschen dir die Wunde,
ist wieder nah, was lang verloren schien.
Vernimmst du, was getragen wie auf Flügeln
der Dämmerung, den feierlichen Klang
der Glocken rinnen von den Rebenhügeln,
glänzt dir im Dickicht heimatlich ein Gang.
Und zögern auf den Uferwegen Schatten,
als sänge es im Schilf, verschließt der Mond
der Veilchen Lider, die im Kuß ermatten,
weißt du, der Sonne Knecht, dich reich entlohnt.
Du siehst im Wasser Blütenbüschel treiben,
den Flaum verschwimmen fahl von einem Schwan,
du weißt, die Blüten werden dir nicht bleiben,
im Röhricht schaukelt auf und ab ein Kahn.
Magst, wenn der Fährmann winkt, ihn leicht besteigen,
mit jener Anmut, die den Göttern hold,
magst, wenn er klagend singt, du willig schweigen,
bis goldener Schaum um Asphodelen rollt.
Will es dir aber vor den Träumen grausen,
als harrte deiner der Erinnyen Schar,
verstocktes Herz läßt Vampir-Gift aufbrausen,
doch nur das rein Empfundene ist wahr.
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