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Der Weg

28.05.2012

Ich bin den Weg gegangen.

Die Ziegelmauer mit den grünen Scherbenblitzen
hieb ich mit Weidenruten.

Mir begegneten Katze und Hund.

Der Hund umbellte seinen Trog –
noch fernhin hörte ich ihn winseln.

Die Katze umstrich mich feucht
und buckelte mir ihre kalte Laune auf.

Manchmal sah ich in verdämmernden Gärten
bunte Lampions, helles Lachen lockte.

Ich verlief in Gassen mich.

Ein Knabe hockte unterm Tor
auf einem Schemelchen, vergnügt mit einer Stulle.
Er stierte in die Gosse, die vom Regen schwoll
und Blatt und Feder mit sich riss.

In einem Hinterhof hörte ich eine Türe knallen.
Oder war es ein Schuss?

Ich sah auf einem Platz gereckte Hälse,
ein Murmeln wogte durch die Menge auf und nieder.

Sie streckten Messern gleich die Zungen
und flehten nach dem Kusse eines Tropfens.

Im Licht der Würmer und schamloser Monde
las ich der Väter Erbe –
entziffert hab Gesetz und Klausel ich,
geheimen Vertrag,
der mein Schicksal scheu besiegelt.

Wie also sterben?
In Luft mich lösen,
mit Erde hart verklumpen,
im Feuer mich zersingen,
im Wasser ungestalt verfaulen?

Auch dies bei letzter Biegung –
der Leidensmann in Schweiß und Blut,
von Nägeln dunklen Sinns gebannt.

Glomm nicht die Dornenkrone
von frischen Rosenknospen?

Galt nicht wie zarte Ironie
aus Augenwinkeln
mir ein lichtes Lächeln?

Ich bin den Weg gegangen.

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