Die blaue Knospe
Die blaue Knospe, wie sie schwebte,
auf einem Wasser kristallin
floß in die Nacht ihr Tau dahin –
o Blumenlippe, die erbebte.
Sie tat dem Kuß sich auf Selene,
daß sie vom eignen Duft betäubt
die Pollen in das Dunkel stäubt –
o süßen Flehens Kantilene.
Der hohe Strahl hat ausgetrunken,
was in der Schale übrig blieb,
bis ihren Schmelz der Wind zerrieb –
o Blüte, die zum Grund gesunken.
Der wohl im Garten Eden blühte
und salbte Gottes Ebenbild
mit feuchtem Glanz und Düften mild –
o Kelch, der unterm Blitz verglühte.
Wir irren hin durch Ödgefilde,
die Schatten eines trüben Scheins,
die rohen Wiedergänger Kains –
o graziöse Lichtgebilde.
Comments are closed.