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Rabindranath Tagore, Stray Birds 41–60

29.09.2018

41

The trees, like the longings of the earth, stand a-tiptoe to peep at the heaven.

42

You smiled and talked to me of nothing and I felt that for this I had been waiting long.

43

The fish in the water is silent, the animal on the earth is noisy, the bird in the air is singing,
But Man has in him the silence of the sea, the noise of the earth and the music of the air.

44

The world rushes on over the strings of the lingering heart making the music of sadness.

45

He has made his weapons his gods. When his weapons win he is defeated himself.

46

God finds himself by creating.

47

Shadow, with her veil drawn, follows Light in secret meekness, with her silent steps of love.

48

The stars are not afraid to appear like fireflies.

49

I thank thee that I am none of the wheels of power but I am one with the living creatures that are crushed by it.

50

The mind, sharp but not broad, sticks at every point but does not move.

51

Your idol is shattered in the dust to prove that God’s dust is greater than your idol.

52

Man does not reveal himself in his history, he struggles up through it.

53

While the glass lamp rebukes the earthen for calling it cousin, the moon rises, and the glass lamp, with a bland smile, calls her, “My dear, dear sister.”

54

Like the meeting of the seagulls and the waves we meet and come near. The seagulls fly off, the waves roll away and we depart.

55

My day is done, and I am like a boat drawn on the beach, listening to the dance-music of the tide in the evening.

56

Life is given to us, we earn it by giving it.

57

We come nearest to the great when we are great in humility.

58

The sparrow is sorry for the peacock at the burden of its tail.

59

Never be afraid of the moments–thus sings the voice of the everlasting.

60

The hurricane seeks the shortest road by the no-road, and suddenly ends its search in the nowhere.

 

Verirrte Vögel 41–60

41

Die Bäume, so ist die Sehnsucht der Erde, steigen auf ihre Zehenspitzen, um einen Blick in den Himmel zu erhaschen.

42

Du lächeltest und redetest ins Blaue hinein, und mir war, als hätte ich darauf lange gewartet.

43

Der Fisch im Wasser ist stumm, die Tiere auf der Erde sind laut, die Vögel des Himmels singen, aber der Mensch hat das Schweigen des Meeres in sich, die Geräusche der Erde und die Melodien der Luft.

44

Die Welt huscht dahin über die Saiten des Herzens, in traurigen Tönen klingen sie nach.

45

Er hat aus seinen Waffen Götter gemacht. Ihr Sieg bringt ihm die Niederlage.

46

Gott entdeckt sich selbst in seiner Schöpfung.

47

Den Schleier herabgezogen, folgt der Schatten in verborgener Demut dem Licht, seine Schritte sind Schritte der Liebe.

48

Die Sterne scheuen sich nicht für Glühwürmchen zu gelten.

49

Ich danke dir, keines von den Rädern der Macht zu sein, sondern eins zu sein mit den lebendigen Wesen, die von ihnen zermalmt werden.

50

Der scharfe, doch enge Verstand tritt auf der Stelle, ohne in die Ferne zu schweifen.

51

Dein Götzenbild ward zu Staub zertrümmert, zum Beweis, daß Gottes Staub größer ist als dein Götze.

52

Der Mensch offenbart sich nicht in der Geschichte, sondern ringt sich aus ihr frei.

53

Eben noch hat die gläserne Lampe es der irdenen verwiesen, sie Kusine zu nennen, da geht der Mond auf, und die gläserne Lampe ruft mit einem milden Lächeln: „Meine liebe, liebe Schwester.“

54

Wie sich Möwen und Wellen finden, finden wir uns und kommen uns nahe. Die Möwen fliegen davon, die Wellen verebben und wir nehmen Abschied.

55

Mein Tag ist vorüber, ich liege wie ein Boot auf dem Strand und lausche der Tanzmusik der Gezeiten am Abend.

56

Das Leben ist uns geschenkt, wir verdienen es, indem wir es verschenken.

57

Wir gewinnen an Größe, je weniger wir aus uns machen.

58

Dem Spatz tut der Pfau leid wegen der Last seiner Schleppe.

59

Habe vor keinem Augenblick Angst – so singt des Ewigen Stimme.

60

Der Orkan sucht den kürzesten Weg im Weglosen und gibt seine Suche jählings im Nirgendwo auf.

 

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