Skip to content

Kopfnüsse

13.08.2021

Philosophische Sentenzen und Aphorismen

Die meisten bleiben nicht aus Treue, sondern weil Gewohnheit und Routine, Müdigkeit und Hoffnungslosigkeit sie am Ort, an der Sache, an der Gemeinschaft festkleben lassen.

Land der geistigen Zwerge und kastrierten Memmen, wo in Politik, Armee und Schule kinderlose Frauen und mit „Männern“ „verheiratete“ „Männer“ das Sagen haben.

Hier, wo Erzieher nicht Erzieher mehr genannt werden, in Wahrheit aber Umerzieher und Runterzieher sind.

Am Ende pflanzt sich der Arsch der Vulgarität auf das bleiche Gesicht des deutschen Idealismus („Seid umschlungen Millionen, diesen Kuß …“).

Kein Recht ohne Pflicht, kein Gesetz ohne Zwang; jede Institution, jede Anstalt, jeder Staat hat ein Zwangskorsett, auch wenn die Watte der Ideologie und der Schaumgummi des Ideals seinen Druck abmildern.

Das Gesetz der Verteilung von Innen und Außen, von Alten und Jungen, von Führern und Geführten ist das ungeschriebene Gesetz der sozialen Welt.

Wer kein Blut sehen kann, wird nicht Chirurg.

Auf der Leiter schöner Phrasen klimmt er hinan; doch der Nachbar ist schon höher gestiegen – auf der Treppe obszöner Flüche und geifernder Verwünschungen.

Demokratie oder die Herrschaft der Vulgarität in der Maske der Wohlfahrt.

Jeder soziale Bereich hat seine konstitutiven Regeln und Kodierungen, die seine Identität und die Kriterien definieren, die alle Möglichkeiten umfassen, ihm zuzugehören oder nicht zugehören zu können.

Alles Sublime hat den Ruch des Elitären; deshalb sollen Schüler die Schrift lieber nach Gehör lernen als Goethes Elegien abzuschreiben.

Wer die Armut abschaffen will, ist angetreten, das Geld der anderen zu verteilen.

Wenn die Bilder von Bosch, Raffael oder Van Gogh einzigartig sind, gilt dies per analogiam auch von denen, die sie gemalt haben. Doch können wir die biographische Charakteristik von Hinz und Kunz nicht anders denn als Schnittmenge beliebig großer, aber begrenzter Kreise von Aussagemengen mit allgemeinen Begriffen an der Funktions- oder Prädikatstelle ansehen, die auch für die Lebensbeschreibung von Müller und Meier eingesetzt werden müssen.

Ens est ineffabile heißt: Mittels einer noch so spendablen Verwendung von Allgemeinbegriffen können wir das spezifisch Individuelle der Individuen, die durch sie charakterisiert werden, nicht bestimmen. Das Spezifische und Eigentümliche finden wir somit nicht durch Verwendung deskriptiver Begriffe, sondern mittels raumzeitlicher Bestimmung der sie verkörpernden Individuen.

Was der Mythos als göttlich-dämonische Mächte beschreibt, beschreiben und behandeln wir als Themen, Mächte und Strukturen der Kommunikation und sozialen Ordnung.

Alles, was besteht, trägt den Keim des Untergangs und Zerfalls in sich, was lebt, den Keim des Todes, was liebt, spürt auch den Stachel des Hasses, was spricht, den würgenden Knebel des Schweigens.

Das Gesetz konstituiert sich in der Fuge zwischen Ordnung und Zerfall.

Wir können das Gesagte und Getane widerrufen und bereuen, aber nicht ungeschehen machen; das Erlebte kann wie eine Pfütze in der prallen Sonne verdampfen; doch schlägt das Wetter um, kann es sich kondensieren und wie ein dünner Niederschlag das Fenster des Bewußtsein trüben.

Wir können eine autonome und selbstkonstitutive Macht und Ordnung nicht mit einer anderen versöhnen oder eine bruchlos und ohne Sinnverlust in eine andere übersetzen.

Ares kann Aphrodite nicht verstehen, auch wenn Eros sie aneinanderkettet.

Selbst der höchste Gott der Griechen, Zeus, kann nicht für alle Götter sprechen; das Ohr des Hades und der Erinnyen erreicht seine gewaltige Stimme, die vom Gesetz des Tages und des glänzenden Himmels kündet, nicht.

Niemand kann für alle sprechen; was für alle Sprecher und Sprachen universell gültig zu sein scheint, sind leere Worte, ohnmächtige Phrasen, nichtssagende Tautologien.

Die Welt des Kranken ist eine andere als die Welt des Gesunden.

Nur wer sich den Mund verbrannt hat, lernt sich im entscheidenden Moment auf die Lippen zu beißen.

Die alte Wunde wacht und will nicht schlafen; die milden Tropfen der Güte und des Zuspruchs sind über Nacht zerronnen.

An den Narben erkennen wir die Größe des Kampfes.

Unter der glänzenden Fläche des Wassers der Dichtung, auf dem weiße Blütenblätter treiben, brütet das alte Dunkel seine Ungeheuer aus.

Grausamkeit ist der Lehrer des Lebens.

Das Herz schlägt wacher in der Nacht der Einsamkeit.

ὁ μὴ δαρεὶς ἄνθρωπος οὐ παιδεύεται. (Menander) – Daß nur der geschundene, gegerbte, gehäutete Mensch erzogen genannt werden kann, leuchtete auch Goethe ein, der die Gnome des Menander zum Motto seiner Autobiographie erhoben hat. – Welch ein Aufschrei all der pädagogischen Eunuchen, die ihre Vorhaut auf dem Altar des Zeitgeistes geopfert haben, welch ein Meckern all der Schulamtsziegen, für die schon die Stille des Klassenzimmers ein Omen schwarzer Pädagogik darstellt.

Natürlich will Goethe keine Hymnen auf das dunkle Sausen des Rohrstocks anstimmen, sondern gemahnt an die Schur durch das ratschende Messer der Schicksalsgöttin, dem auch die wallenden Locken der Dichtkunst anheimfallen.

Je mehr einer den Mächten des Chaos und des Zerfalls ausgesetzt ist, umso glänzender, ominöser, mirakulöser die Gestalten der Selbstaussage und Selbstbehauptung (nennen wir nur Werther, Tasso, Wilhelm Meister und Faust), die er ihnen kämpfend, bis zur endgültigen Niederlage sich verzehrend abringt.

Eine Erinnerungsschwäche zeigt sich in dem Umstand, daß wir Orten und Individuen keine korrekten Namen und Namen keine korrekten Relationen zuschreiben können; der Zerfall des Gedächtnisses aber wird offenkundig, wenn wir die Semantik von Namen und Relationen nicht mehr voneinander unterscheiden können.

Heroisch wie Stauffenberg handelt nicht, wer siegesgewiß zur Tat schreitet, sondern unter scharf kalkuliertem Wagnis das Schicksal herausfordert.

Die heute ohne ein persönliches Risiko einzugehen, ja unter medialem Applaus gegen den irrealen Schnauzbart fechten, hätten damals vor dem realen den Kotau gemacht.

Der Eitle verdirbt den schönsten Einfall, wenn er ihn zur Pose vor einem imaginären Publikum erniedrigt.

 

Comments are closed.

Top