Die letzte Symphonie
Anton Bruckner, 9. Symphonie
Trost gewährt die letzte Symphonie,
die der Meister uns noch hat gewunden
aus den Ranken stiller Dämmerstunden.
Wie geheimnisvoll löst ihre Harmonie
Fesseln, die den kranken Geist gebunden.
Trost gibt uns die letzte Symphonie.
Wie aus dumpfem Schlaf sind wir erwacht
im Gefild, das Taubheit nicht zertreten,
und wir staunen, Halm und Seele beten,
zitternd unter lichter Wogen Pracht.
Übersprüht von jähen Klangkometen
sind aus dumpfem Schlafe wir erwacht.
Reißt auch Brausen uns vom Stamme los,
reife Frucht muß in das Dunkel fallen,
eitel, sich an Schatten festzukrallen.
Was da weht, ist weihevoll, ist groß.
Im Unendlichen nur mag verhallen
Brausen, das uns reißt vom Stamme los.
Unter dem Dirigat von Günter Wand:
https://www.youtube.com/watch?v=PkiIR1XLgnk
Die stille Lampe
Die stille Lampe gönnt uns ein Besinnen.
Wie unterm Mond geht hin der Strom der Zeichen.
Obskure Rätselschäume, sie verbleichen,
verstreute Blüten, die entzücken, rinnen.
In lauer Sommernacht wölkt auf Gefunkel,
Leuchtkäfer, die, was lichtlos harrt, betören,
und Grillenzirpen wogt in wilden Chören.
Glanz orphischen Gesangs fließt aus dem Dunkel.
Wühlt heller Geist zu tief in Gaias Schoß,
Gestalt dem Ungestalten zu entlocken,
weckt er Erinnyen auf, Gezisch von Schlangen.
Glüht des Erkennens Sonne gnadenlos,
fällt bald der grüne Strom der Zeichen trocken.
Zu Karst wird Schilf, wo Somnambule sangen.
Monolog des Winds
Zarte Halme hab ich zart gestrichen,
und sie neigten sich, und schimmernd sanken
weiche Tropfen. Moos und Veilchen tranken.
Schatten sind vor meinem Hauch gewichen,
aufgeschauert aus dem Schlaf die Ranken.
Zarte Halme hab ich zart gestrichen.
Süße Düfte hab ich fortgetragen,
die um Knospen, seufzende, bang schwebten,
und die sie empfingen, Falter bebten,
sich in Purpurdämmerung zu wagen.
Rauschend starb ich, daß die Stillen lebten.
Süße Düfte hab ich fortgetragen.
Liebe, die am offnen Fenster harrte,
ob ein Lied aus märchenfernen Gärten
ihr noch künde vom Gelall der Zärten,
war ich Herold, der sie gnädig narrte,
gleich den Lippen flüsternd, den entbehrten,
daß sie lange noch am Fenster harrte.
Der Aufstand der Gnome
Könnt je ein Hottentott ein Arier sein,
ein Hodenschwinger je ein Kind gebären,
flieht zum Pazifik hin das Volk der Schären,
fließt unterm Pont des Arts der alte Rhein.
Gilt Kot für Kunst, in Dosen weich gepreßt,
der Kehle Würgen für Gesang der Musen,
fegt Frau von Milo weg ein Plastikbusen,
singt eine Nachtigall im Kuckucksnest.
Die alles mischen, Farben, Sprachen, Rassen,
was überragt, die edlen Knospen köpfen,
sind Gnome, die sich selbst und jeden hassen,
dem Sterne hohen Sinns im Auge blitzen.
Sie werden auch des Dichters Waben schröpfen,
den Honig schmieren um der Lüge Zitzen.
Bei zugezogenem Vorhang
Das hohe Wort mag unzugänglich blauen,
wie Enzian auf tief verschneiten Matten.
Dir weckt Erinnerung nur stumme Schatten,
erstickte Seufzer nur das Abendgrauen.
Du weißt es noch, es waren Tropfen, lichte,
im Tauwind süßen Blüten hingeronnen,
doch dorrte dir das Wort im Preis der Sonnen,
es flirrten im Asphalt die Wahngesichte.
Zu kraftlos, Dichter, für den Gipfelgang,
liegst du, den Vorhang zugezogen, blöde,
das Herz betäubt von nächtlich dumpfem Pochen.
Kein Bote bringt das Blau dir in die Öde.
Nur düstrer Flammen Zischen hörst du bang,
die dir das mürbe Mark des Lieds zerkochen.
Amor und Psyche im Schnee
Blaß schwebt hin der Mond,
eine Bitterfrucht,
die kein Lied mehr pflückt.
Zwillingsschatten gehen
durch den hohen Schnee,
und der Schnee ist Schlaf.
Eins ins andre träumend,
wogt es auf und ab,
wehes Herz der Nacht.
Atemnebel steigen
weich von Mund zu Mund
und zerflattern zart.
Was ein Herz dem andern
in sein Dunkel sagt,
licht wird es, Kristall.
Amors Schatten ist es,
Psyches, die verirrt
suchten sich so lang.
Ach, im Schnee sich fanden,
in Hesperiens Schnee,
Zwillingsschatten spät.
Glüht der Mond nicht schon,
Schmelz von goldner Frucht,
die das Lied entzückt?
Not lehrt dichten
Flimmernd in der Wüstenluft, Oase.
Rote Frucht, Nomade Mond der Nacht.
Hoher Dichtung würdig Sonnenpracht,
Orchideen in der blauen Vase.
Duft, dem Schlaf der Anmut dargebracht.
Eden, Chiffre ohne Ort, Oase.
Heimat, süßes Echo Heimatlosen.
„Dämmre, Tag!“, ruft, der vom Schneelicht blind,
halb erfroren ruft er: „Taue, Wind!“,
und der sie vermißt: „Haucht Liebe, Rosen!“
Not lehrt Verse, die wie Rauschen sind,
ferner Heimat Quellen Heimatlosen.
Ewig sind dem Antlitz wir verpflichtet
auf dem Schweißtuch jener reinen Magd,
Schönheit, die aus dunklem Abgrund ragt.
Rein Empfundenes hat wohl gedichtet,
wem das lang Entbehrte noch getagt.
Schweigen, dem die Blume Wort sich lichtet.
Verwitterte Ikone
Das Gold und Blau des Himmels sind zersprungen.
Der Lippen Purpur, die den Saum umfaßt,
den Kelch des hohen Geistes, ist verblaßt.
Das Brot zerbröckelt, Asche tauben Zungen,
verwischt vom Tau der Nacht der Wunderglast.
Das Gold und Blau des Himmels sind zersprungen.
Das Lächeln ist vom Angesicht geschwunden,
und hatte sich zum Kuß des Blicks gesehnt,
da sich des Jüngers Herz ihm angelehnt.
Blaß rosa schimmern noch des Heiles Wunden,
auch wenn der Segen sich ins Leere dehnt.
Das Lächeln ist vom Angesicht geschwunden.
Welk sehen wir, voll Schwermut, unsre Seele
in der Ikone, die verwittert fahlt,
als hätten träumend wir sie selbst gemalt.
Uns schmerzt, daß ihr das Licht der Gnade fehle,
das einst vom Schmelz des Inkarnats gestrahlt.
Welk sehen wir, voll Schwermut, unsre Seele.
Traurige Trochäen
Laß am Abend uns zum Ufer gehen,
dort, wo einst in ferner Kindheit Tagen
uns gerauscht aus Schaum und Muscheln Sagen,
schweigend auf die öde Meerflut sehen,
wo sich schreiend junge Möwen jagen,
abends Hand in Hand am Ufer stehen.
Briefe, die ich einst dir hab geschrieben,
Bündel, mit dem Seidenband umwunden,
eitle Stigmen trunkner Marterstunden,
wär’s auf dunklen Wassern hingetrieben,
Blume, der kein Strahl den Duft entbunden,
Duft, der meinen Briefen wär geblieben.
Glocken, die uns sanft geweckt, zu wandern
durch die Schneenacht unterm Stern der Gnade,
Schneenacht schimmerte, ein Lichtgestade,
wie sie stumm im Dunkel nun mäandern.
Überwuchert sind die frühen Pfade,
keine Glocke ruft, nur Schatten wandern.
Geleit von sanften Geistern
Sanfte Geister mögen dich geleiten,
hold dir wie versehrten Seelen Feen.
Sinnend magst, gedämpften Schritts, du gehen,
auf verschlungnen Pfaden, überschneiten,
wo die blassen Blüten niederwehen.
Mögen sanfte Geister dich geleiten.
Daß du nicht erschrickst vorm jähen Knistern,
Schatten, raschelnd im Gesträuch. Es regen
sich die kleinen Sänger deinetwegen,
zählen dich zu ihren Mitgeschwistern,
und sie singen süß den Abschiedssegen.
Schrick nicht auf, es war nur Flaum und Flüstern.
Kommst zum Schilf du, lausch der weichen Welle.
Trunken seufzt der Kahn, begrünt vom Moose.
Wie im Traum treibst du, die schwerelose,
an des Jenseitsufers sanfte Schwelle.
Nacht blaut hell, die hohe Herbstzeitlose.
Und im Schilf weint noch die weiche Welle.
Schnee, o sanfter Anmut Taumel
Als angehaucht du die vereiste Scheibe
und deine Nase daran plattgedrückt,
wie hat dich, Knabe, Schneelicht sanft entrückt.
Du hofftest, daß die Flockenhülle bleibe,
die wie ein Tuch den Tisch der Erde schmückt,
als angehaucht du die vereiste Scheibe.
Du hast die Verse leise nachgestammelt.
War’s Sapphos Mond, war’s Trakls dunkler Quell?
Ein Schlaks, die Wimpern schattend, Stimme hell,
hast Muscheln du, Fossilien gesammelt.
Wie blichen aus im Staub der Schulangst schnell
die Verse, die du vor dich hin gestammelt.
Beinah erstickt wie Veilchen unter Nesseln,
hat kaum ihr süßer Hauch dich mehr erreicht,
als Philologenqualm sie ausgebleicht.
Der Rhythmus stockte in gelehrten Fesseln.
Was von Magisterlippen troff, war seicht,
wie trüber Schaum von Lippen feister Nesseln.
Nun schneien sie erneut, die süßen Flocken,
sie singen in die Herznacht ohne Laut,
gleich Boten einer fernen Himmelsbraut,
in sanfter Anmut Taumel dich zu locken.
Daß dir nicht vor dem dunklen Tode graut,
schneit Herthas Wolke helle, süße Flocken.
Schneisen der Vernunft
Philosophische Sentenzen und Aphorismen
Die Logik und Struktur der Sprache überschreitet die Grenzen ihrer psychologisch oder evolutionspsychologisch erklärbaren Natur.
Torheit identifiziert das grammatische mit dem natürlichen Geschlecht. Doch wieso schurigelt uns die Struktur der altgriechischen, der lateinischen, der deutschen Grammatik nicht nur mit der Dualität des maskulinen und femininen Genus, sondern narrt uns darüber hinaus mit dem Neutrum?
Das Kind, das Huhn, das Rind – was die Begriffe meinen, entbehrt ja nicht eines natürlichen Geschlechts; während wir uns bei dem Mädchen, dem Knäblein, dem Hühnchen mit dem gleichsam ungeschlechtlichen Leichtsinn der Verkleinerungs- und Verniedlichungsform zufriedengeben mögen.
Die grammatischen Genera und ihr Beitrag zur semantischen Ordnung der Sprache sind ein philosophisch bedeutsames, indes kaum beachtetes sprachliches Phänomen.
Die Logik der Sprache manifestiert sich im Gebrauch von Sätzen zur Identifizierung bestimmter Sachverhalte, die nur im Lichte ihrer sprachlichen Darstellung für uns greifbar werden. „Es regnet“ bedeutet, daß der Sprecher den möglichen Sachverhalt, daß es regnet, als wirklich annimmt oder seine Behauptung als wahre Aussage verstanden wissen will.
Die Tropfen, die da fallen, sind naß oder bestehen aus einer spezifischen chemischen Substanz, nicht aber die Tatsache, daß es regnet.
Die logische Möglichkeit der Wahrheit oder Unwahrheit von Sätzen und die Objektivität von Gedanken kann nicht psychologisch erklärt oder naturalisiert werden.
Zu sagen „Es regnet nicht“ ist eine triviale, aber wahre Annahme angesichts der Beobachtung, daß die Straßen und Dächer trocken sind. Wir können träumen, daß es regnet, aber nicht von dem negativen Sachverhalt, daß es nicht regnet.
Unsere Fähigkeit, von negativen Sachverhalten zu sprechen, deutet auf einen sprachlichen Ursprung dessen, was wir Vernunft nennen.
Unsere mentalen Zustände und Befindlichkeiten sind gleichgültig oder gleichsam neutral gegenüber der Wahrheit oder Unwahrheit von Sätzen, die wir unter ihrem Einfluß äußern.
Man kann die logische Funktion nicht auf die kommunikative zurückführen. Da hilft weder Psychologie noch Soziologie. Der Begriff einer kommunikativen Vernunft gehört zum schillernden Begriffsplunder, der die akademische Jugend seit Dezennien in ein weltanschauliches Wolkenkuckucksheim locken soll.
Ein Satz ist unabhängig von der Tatsache wahr oder falsch, daß er mitgeteilt oder verschwiegen wird.
Die Logik ist nichts, was der Mitteilung bedürfte, denn sie sorgt, wie Wittgenstein sagte, gleichsam für sich selbst.
Die Mitteilung „Frau Müller sagt, sie habe drei Geschwister und ihre Eltern somit vier leibliche Kinder“ ist nicht gleichen logischen Ranges mit der Aussage „Die Anzahl der großen Jupitermonde ist gleich der Anzahl der Evangelisten.“ – Frau Müller könnte, ohne davon zu wissen, ein uneheliches Kind als leiblichen Sproß ihrer Eltern ansehen.
Ich muß die Anzahl der großen Jupitermonde nicht kennen, um zu wissen, daß sie dieselbe ist wie die Anzahl der Evangelisten, wenn ich sie einander eins zu eins zuordnen kann.
Die natürlichen Zahlen können keine mentalen Inhalte sein, wie beispielsweise Farbbegriffe, deren Definition und Umfang von Kultur zu Kultur schwanken mögen.
Wir können, wie Wittgenstein nachwies, nicht an allem zugleich zweifeln; könnten wir es, entzögen wir auch diesem Satz, daß wir an allem zweifeln, die semantische Basis des Wissens von der Bedeutung der in ihm verwendeten Worte.
Zu behaupten, die in der adäquaten Situation geäußerte Aussage „Da geht ein Mensch“ habe kein fundamentum in re und stelle keine Wahrheit an sich dar, sondern sei nur die Beschreibung eines visuellen Phänomens, ist Unsinn; denn wir wissen, was wir meinen, das heißt, verfügen über hinreichende Bedingungen der korrekten Anwendung unseres sprachlichen Ausdrucks, wenn wir in der entsprechenden Situation von einem Menschen reden, der an uns vorübergeht.
Die Aussage „Die Welt ist eine aus phänomenalen Daten konstruierte (wissenschaftliche) Fiktion“ oder „Die Welt ist meine Vorstellung“ ist Unsinn, denn wir wissen, was wir meinen, wenn wir von der Welt der physikalischen Dinge oder der Welt, in der Blumen sprießen, Löwen brüllen und Delphine schwimmen, im Gegensatz zu der fiktionalen Welt reden, in der Tiere sprechen oder sich Bäume vor der magischen Gewalt orphischer Gesänge beugen.
Die Aussage, daß es die Welt der von uns benennbaren Tatsachen gibt, ist eine synthetische Aussage a priori, die aus der Einsicht in die Falschheit der gegenteiligen Annahme folgt, daß die Welt nichts als ein Konstrukt unserer sinnlich gefütterten Einbildungskraft sei; sie folgt aus der Erkenntnis der Falschheit der Annahme, wir könnten an allem, also auch der Existenz der Welt, zweifeln.
Aus den Axiomen eines aus ihnen analytisch ableitbaren formalen Systems wie des Systems der natürlichen Zahlen können wir nach Gödel Sätze ableiten, die in diesem formalen System nicht beweisbar sind und demnach als synthetisch gekennzeichnet werden müssen.
Daraus folgt, daß die Alternative zwischen analytisch beweisbaren, aber inhaltsleeren, weil tautologischen Aussagen formaler Systeme und synthetischen, aber rein empirischen Annahmen, die auf Wahrnehmungssätzen fußen, unhaltbar ist, denn sie ist zumindest unvollständig, wenn wir die Geltung von synthetischen Sätzen a priori wie „Die Welt der von uns benennbaren Tatsachen existiert“ nicht zu leugnen imstande sind.
Wäre die Welt meine Vorstellung, eine bloße Fiktion oder ein theoretisches Konstrukt, könnten wir es nicht sagen.
Im Traum von dem Gedanken gestreift und überrascht zu werden, daß man träume, setzt ein implizites Wissen darüber voraus, wie es wäre, nicht zu träumen.
Wäre ich, wie Putnam erwies, ein Gehirn in der Nährflüssigkeit eines medizinischen Labors, könnte ich es nicht sagen; kann ich es sagen, ist die Annahme des Gegenteils evident.
Denke ich an meinen verstorbenen Freund Hans, so ist evident, daß sich der Name nicht auf seinen wahrnehmbaren Träger bezieht (denn Hansens Körper ist schon zerfallen), sondern auf die Person, deren Identifikation mir aufgrund von Bedingungen möglich ist, die sich meiner Willkür oder der Willkür rein sprachlicher Konventionen entziehen.
Der Unterschied meiner Erinnerung an Hans Castorp, den Protagonisten aus Thomas Manns Romanwerk „Der Zauberberg“, und meiner Erinnerung an meinen Freund Hans erhellt aus der kategorialen Differenz jener epistemischen Quellen, aus denen ich die Bedingungen ihrer jeweiligen Identifikation schöpfe – fiktionalen des Romans und realen von Dokumenten oder den von unabhängigen Zeugen mitgeteilten Berichten.
Daß die Faktoren der Multiplikation vertauscht werden können, ist ein triviales Wissen auf Basis analytischer Axiomatik; daß Goldbachs Vermutung über die Summe aller ganzen Zahlen aus Primzahlen gilt, ist ebensowenig trivial wie die Annahme, daß die Summe der Winkel im rechtwinkligen Dreieck stets 180 Grad ergibt; denn wir können nichteuklidische Geometrien entwickeln, bei denen diese Annahme nicht zutrifft.
Nicht alles, was wir wissen, ist kausal bedingt. Ich kenne die Wurzel aus 9 und weiß, ich wäre nicht da, hätten sich mein Vater und meine Mutter nie getroffen. – Abstrakte Formen und Hypothesen über irreale Bedingungen, die jeweils keinerlei kausalen Einfluß auf unsere Denkvorgänge haben, können unser Wissen vermehren.
Wahrnehmbare Dinge, die uns vor Augen liegen, sind weder das Muster für unsere epistemischen noch für unsere sprachlichen Fähigkeiten. – Ich zeige nach seiner Aufforderung auf eine Tanne, worauf mein botanisch versierter Freund sagt: „Gut gesehen, denn dies ist keine Fichte!“
Auf die Tatsache, daß es regnet, kann ich nicht zeigen; nur auf die fallenden Regentropfen. Auf die Tatsache, daß es nicht regnet, kann ich nur sprachlich Bezug nehmen.
Die Existenz von Schwarzen Löcher kann, da sie bekanntlich die kausal auf unsere Rezeptivität wirkenden Lichtwellen zurückhalten, wohl theoretisch erschlossen, aber nur indirekt empirisch belegt werden.
Wir wissen intuitiv um das, was wir unvernünftig nennen, eher als um eine positive Bestimmung von Vernunft. Wir halten es für unvernünftig, alles gleichzeitig in Frage zu stellen und zu bezweifeln, bevor wir mit Wahrheiten aufwarten können, die wir für unbezweifelbar halten.
Das Auftauchen logischer Inkonsistenzen, die unseren Alltagsverstand ruinieren, ist ein guter Hinweis darauf, daß der Weg, der zu ihnen geführt hat, nicht von der Vernunft empfohlen worden sein kann.
Zu fragen, wie es wohl sein oder sich anfühlen mag, eine Fledermaus zu sein, ist von nicht geringerem Unsinn als zu fragen, wie es denn ist oder sich anfühlt, ein Mensch zu sein.
Zu fragen, wie es wäre, wenn nichts existierte, ist von nicht geringerem Unsinn als zu fragen, wie es ist oder sich anfühlt, zu existieren.
Es ist unvernünftig, den Tod als Schatten über dem Leben anzusehen oder als einen Grund, es prinzipiell in Frage zu stellen.
Es ist unvernünftig, aus der Tatsache, daß ich hier und da einer Täuschung erlegen bin, zu folgern, die Welt sei ein Lügennetz, gewebt von der Spinne namens Verstellung, Trug oder Wahn.
Es ist unvernünftig, das Gegebensein des Zeichens für Identität oder Gleichheit im Modus des Indikativ Präsens zu lesen: 2 und 2 ist 4 heißt nicht, daß die Addition jetzt oder in einem zeitlosen Sinn gültig ist, sondern schlicht, daß sie gilt. Daher ist es unsinnig zu fragen, ob 2 und 2 auch 4 gewesen wäre, als es kein menschliches Wesen gab, das diese Gleichung hätte aufstellen können.
Es ist unvernünftig, uns vorzustellen, wie es wäre, wenn wir wesentlicher Dimensionen der menschlichen Existenz, wie der Fähigkeit, zu sprechen oder etwas zu beabsichtigen, entbehren würden.
Die Sprache kann keine Fähigkeit sein, die wir zufällig erworben haben, denn wäre dem so, könnten wir uns vorstellen, wie es wäre, ein Mensch zu sein ohne diese Fähigkeit.
Ähnlich wie die Intelligenz streut die musische Begabung nach dem Muster der Gaußschen Kurve der Normalverteilung.
Je stärker das Interesse an Macht und Politik, umso schwächer die Neigung zu den musischen Fächern.
Der Politiker Carlo Schmid hat noch Baudelaire übersetzt; die meisten der heutigen Politiker, gleichgültig, welcher Parteidoktrin sie folgen, wüßten nicht einmal mehr, was es mit den Fleurs du Mal für eine außerordentliche dichterische Bewandtnis hat.
Es ist unvernünftig, für alle Wege, auf denen wir zu Gewißheiten und mehr oder weniger gesicherten Überzeugungen gelangen, dieselbe Methode ihrer Überprüfung und Begründung festlegen zu wollen; unvernünftig, wie Platon anzunehmen, es gebe nur eine alleinseligmachende Methode, nämlich den argumentativen und deduktiven Beweis.
Unsere stärksten Intuitionen, wie sie beispielsweise ästhetische Präferenzen betreffen, können wir nicht mittels rationaler Gründe rechtfertigen.
Daß wir von dem, was bisher regelmäßig stattgefunden hat, induktiv auf das schließen, was morgen stattfindet, gibt uns bekanntermaßen kein absolutes Kriterium der Gewißheit an die Hand; aber in vielen Fällen lassen wir es rechtens dabei bewenden; sonst würden wir uns nicht mit der Wendung verabschieden: „Bis morgen“ oder erwarten, daß die Sonne auch am nächsten Tag aufgehen wird.
Es ist unvernünftig, aus der symmetrisch-polaren Struktur unserer leiblichen und psychischen Existenz eine metaphysische Grenzlinie zwischen hüben und drüben, hinten und vorn, unten und oben, rechts und links, gut und schlecht konstruieren zu wollen.
Je allgemeiner und unbestimmter die sprachliche Wendung, umso facettenreicher und nuancierter oft der semantische Gehalt ihrer kontextsensitiven Anwendung; so können wir naiv oder gehässig fragen, neugierig oder ironisch, schonend oder bohrend, als besorgte Mutter oder kaltherziger Kommissar, als Arzt oder Inquisitor, als frisch Verliebter oder eifersüchtiger Liebhaber.
Nuancenreich, vieldeutig, schillernd und opulent ist die Palette der venezianischen Maler; aber man kann auch Grau in Grau malend höchst geistreiche Mitteilungen machen.
Goethe verfügte vielleicht über den reichsten deutschen Wortschatz; doch konnte Trakl mit einem Bruchteil davon nicht geringere lyrische Wirkungen erzielen.
Es ist vernünftig, wenn derjenige, der sich den Magen aufgrund zu üppiger Kost verdorben hat, eine strenge Diät einhält; aber unvernünftig, wenn derjenige, der lange Zeit eine einseitig frugale oder vegane geistige Kost zu sich genommen hat, über Gott und die Welt philosophiert.
Nicht Gedanken oder Sätze, in denen wir sie mitteilen, nennen wir vernünftig, sondern die Überlegung und die Entscheidung, worüber wir uns welche machen sollten oder nicht.
Wo wir einst im Abendmond gegangen
Wo wir einst im Abendmond gegangen,
schimmerte die Frucht noch gelb und rot.
Worte zu verlieren tat nicht not,
denn da waren Vögel, die uns sangen,
wo wir einst im Abendmond gegangen.
Wo das weiche Moos gedämpft die Schritte,
hat betört den Blick ein Bild des Glücks,
zwei noch junge Rehe, sanften Blicks,
standen in der Lichtung grüner Mitte,
wo das weiche Moos gedämpft die Schritte.
Deine Wange streifte sacht die meine,
und die Feuchte, die ich da empfand,
schien aus einem tiefen Quell gesandt.
Als ob Gaia dunklen Wehes weine,
näßte deine Wange sacht die meine.
Nun hat sich mein Pfad im Schnee verloren.
Schnee bedeckt das sommerblaue Kraut,
Schnee, der nie mehr, nie mehr auf wohl taut.
Quell und Lied und Erde sind gefroren,
da ich meinen Pfad im Schnee verloren.
Gedämpfte Gluten
Ihr habt der Erdnacht Rinde blind durchbrochen.
Es ward die Knospe Aug euch aufgetan,
den Stern zu schauen auf der Schicksalsbahn,
die Feuer, die Gebein und Mark zerkochen.
Das Herz ward eingepflanzt, sich zu verzehren
nach einem Herzen, daß es zweisam brennt.
Und Mund an Mund, träumt ewig ihr getrennt.
Es heischt der Geist der Höhe das Entbehren.
Daß wild die Flammen nicht zusammenschlagen,
dämpft eure Gluten tränenmilde Feuchte.
Nur zarte Dochte, die ins Dunkel ragen,
entfacht Selenes Kuß zu stiller Leuchte.
Wie Blüten, die auf schwarzen Wassern schwimmen,
mögt umeinander kreisend ihr verglimmen.
Es wandeln sich die Bilder
Da sich ihr feuchteten die bleichen Wangen,
starb auf dem Teich die Blüte Mond, verglomm.
Ihr war, als ob im Schlaf die Vögel sangen
und bange Herzen klopften: „Sonne, komm!“
Die einsam gehen unter Schattenlauben,
auf öden Pfaden, wo das Gras verdorrt,
ergreift ein Gurren ferner Turteltauben,
ein Duft, geweht aus der Erinnerung Hort.
Zu weichen Tropfen werden Schneekristalle,
sie steigen unterm Strahl in Wolkendunst.
Der Weise raunte, daß sich Wasser balle.
Aus Nebeln blitze auf, o Stern der Kunst.
Es wandeln sich die Bilder. Wie im Regen
der matte Kiesel glänzt auf dunklen Wegen!
Francis Jammes, Dans le Verger
Aus: De l’Angélus de l’aube à l’Angélus du soir
Dans le Verger où sont les arbres de lumière,
La pulpe des fruits lourds pleure ses larmes d’or,
Et l’immense Bagdad s’alanguit et s’endort
Sous le ciel étouffant qui bleuit la rivière.
Il est deux heures. Les palais silencieux
Ont des repas au fond des grandes salles froides
Et Sindbad le marin, sous les tentures roides,
Passe l’alcarazas d’un air sentencieux.
Mangeant l’agneau rôti, puis les pâtes d’amandes,
Tous laissent fuir la vie en écoutant pleuvoir
Les seaux d’eau qu’au seuil blanc jette un esclave noir.
Les passants curieux lui posent des demandes.
C’est Sindbad le marin qui donne un grand repas !
C’est Sindbad, l’avisé marin dont l’opulence
Est renommée et que l’on écoute en silence.
Sa galère était belle et s’en allait là-bas !
Il sent bon, le camphre et les rares arômes.
Sa tête est parfumée et son nez aquilin
Tombe railleusement sur sa barbe de lin :
Il a la connaissance et le savoir des hommes.
Il parle, et le soleil oblique sur Bagdad
Jette une braise immense où s’endorment les palmes,
Et les convives, tous judicieux et calmes,
Écoutent gravement ce que leur dit Sindbad.
In dem Garten
In dem Garten, wo Bäume sind, die leuchten,
trieft voller Früchte Fleisch von goldnem Wein.
Das weite Bagdad döst ermattet ein,
und schwüle Himmel spiegeln blaue Feuchten.
Es ist zwei Uhr. Im schweigsamen Palast
nimmt man das Mahl in hohen kühlen Gängen,
Sindbad, der Seemann, reicht vor steifen Wandbehängen
den Krug, den tönernen, die Miene streng gefaßt.
Lamm vom Rost schmaust man, Kuchen dann mit Mandeln,
läßt hin das Leben fliehen, lauscht, wie Wasser fließt,
das ein Sklave, schwarz auf weißem Kies, in Eimer gießt.
Da fragen manches ihn, die da vorüberwandeln.
Ja, Sindbad ist’s, gibt hier ein großes Mahl!
Ja, Sindbad, der weise Seemann, der hat Gold in Fülle,
rühmt man ihm nach, ihm lauschen sie in Stille.
Seine Galeere war schön, sie kurvt, wie er’s befahl.
Er duftet gut, nach Kampfer, seltenen Aromen.
Vom Haupt tropft Balsam, die Nase, adlergleich,
fällt spöttisch auf den Bart, wie Flachs so bleich:
Er hat das Wissen, flicht’s in holde Gnomen.
Er spricht, schräg gießt die Sonne auf Bagdad
maßlose Glut, daß in den Schlaf die Palmen sinken.
Die Gäste, die sich rechten Sinnes Ruhe winken,
sie hören ihm in hohem Ernste zu, ihm, Sindbad.
Poetologisches Sonett
Hast unbedacht du faule Frucht gegriffen,
warf süßlich sie ins Schattenlaub doch Licht,
nach trübem Glanz von Versen, ungeschliffen,
üb deinen Geist in redlichem Verzicht.
Wenn dunkel raunend Worte dich verlocken,
bleib nüchtern, Dichter, schau tief in den Grund,
ob im Morast nicht ihre Quellen stocken,
verschon, die längst von Phrasenstacheln wund.
Stinkt jedes Wort schon faul, beleckt von Zungen,
die unterm Schaum der Lüge sind geeitert,
ist jeder Quell vom Fäulnisgeist durchdrungen,
träum dich zur goldnen Frucht in Sapphos Gärten,
auf daß ihr Schimmer deinen Vers erheitert,
und bring sie, die verschmachten, den Gefährten.
Tropfen und Flocken
Ein Tropfen will das milde Wort uns scheinen,
da es den heißen Schaum der Zunge kühlt.
Als wären Himmel, vor sich hin zu weinen,
daß sich ein dunkler Mund am Perlglanz fühlt.
Kristallen gleich, die blind herniederschneien,
bis alles Trübe Silberschimmer hüllt,
sind weiche Linnen, die uns Verse leihen,
bis leise zuckend sie der Schlaf zerknüllt.
Wir hören wie im Traum das süße Glucksen,
schmilzt hin der Schnee des Lieds im Frühlingswind.
Wir wachen auf und durch geklärte Scheiben
erblicken wir’s: Still pflückt ein schönes Kind
sich Veilchen, die aus feuchter Erde wuchsen.
Uns lockt das Bild, den leisen Reim zu schreiben.
Zwiesprache mit dem Licht
Das Licht sprach mir im Schlaf: „Die Blumenspur
hab ich gelegt, damit dein Vers bisweilen
Duft strömt aus rosenrot durchglühten Zeilen,
doch bin ich Medium, nicht Herrin der Natur.
Bring Fülle ich der Frucht, nährt sie den Wurm,
kann sich an meinem Glanz der Geist erheitern,
muß er am Riff der Schmerzkristalle scheitern,
und sein Gebet verweht im Sonnensturm.“
Ich rief, der Sohn der Sonne und der Nacht:
„Ich will die Lichtspur tief ins Dunkel krümmen,
entzünden Blüten auf den Jenseitsflüssen,
daß sie zu hoher Liebe Schatten schwimmen.
Sind lächelnd sie aus ihrem Traum erwacht,
verflackern mag das Licht an trunknen Küssen.“
Zu den Schatten gehen
Phantasmen eines nuklearen Feuers,
Chimären einer mondbehauchten Nacht.
Das Endzeitbrüllen eines Ungeheuers
und feenhafter Singsang, schluchzend, sacht.
So sind der Sonne wir anheimgegeben,
die aus dem Erdschlaf Blatt und Faser weckt.
So läßt der Mond uns Traumgedichte weben,
ein Schnee, den tags der heiße Strahl aufleckt.
Wir rasen durch das All, die Erdbahn zackert,
und der Trabant peitscht Schäume aus dem Meer.
Die Iris weitet sich, die Nacht zu sehen,
von Tropfen Lichts besamten schwarzen Teer.
Und wenn im Geist des Dämons Flamme flackert,
willst du, Versehrter, zu den Schatten gehen.
Sonett von der Wiederkehr
Kehrst du dir wieder in dem wehen Ton,
wenn sich vorm Abendwind die Gräser biegen,
fühlst du die ausgesparte Leere schon,
wo sich im Blütenkelch dein Schmerz kann wiegen?
Des heimatlichen Dufts beraubt, was bleibt
uns Dürftigen als kargen Wortes Krumen,
wie Samen, die der Wind ins Fremdland treibt,
daß einmal Keime sprießen, zarte Blumen?
O wären ihnen Kerne beigemischt,
aus denen Reben wüchsen, Frucht zu tragen,
die golden aus dem Blattwerk dürfte leuchten.
Und können wir die Fernen auch nicht fragen,
ob sich an ihrem Glanz die Augen feuchten,
wir hoffen, daß er nicht im Mund erlischt.
Francis Jammes, La Prière
Par le petit garçon qui meurt près de sa mère
Tandis que des enfants s’amusent au parterre
Et par l’oiseau blessé qui ne sait pas comment
Son aile tout à coup s’ensanglante et descend
Par la soif et la faim et le délire ardent
Je vous salue, Marie.
Par les gosses battus par l’ivrogne qui rentre
Par l’âne qui reçoit des coups de pied au ventre
Et par l’humiliation de l’innocent châtié
Par la vierge vendue qu’on a déshabillée
Par le fils dont la mère a été insultée
Je vous salue, Marie.
Par la vieille qui, trébuchant sous trop de poids
S’écrie: ” Mon Dieu ! ” par le malheureux dont les bras
Ne purent s’appuyer sur une amour humaine
Comme la Croix du Fils sur Simon de Cyrène
Par le cheval tombé sous le chariot qu’il traîne
Je vous salue, Marie.
Par les quatre horizons qui crucifient le monde
Par tous ceux dont la chair se déchire ou succombe
Par ceux qui sont sans pieds, par ceux qui sont sans mains
Par le malade que l’on opère et qui geint
Et par le juste mis au rang des assassins
Je vous salue, Marie.
Par la mère apprenant que son fils est guéri
Par l’oiseau rappelant l’oiseau tombé du nid
Par l’herbe qui a soif et recueille l’ondée
Par le baiser perdu par l’amour redonné
Et par le mendiant retrouvant sa monnaie
Je vous salue, Marie.
Das Gebet
Durch den Jungen, er stirbt in seiner Mutter Arm,
während auf dem Boden tollt der Kinderschwarm,
durch den verletzten Vogel, er ist so bedrängt,
weil ihm der Flügel jählings blutet und herunterhängt,
durch Durst und Hunger, den Wahnsinn, der versengt,
sei mir gegrüßt, Maria.
Durch die Kinder, vom betrunkenen Vater, der heimkehrt, geschlagen,
durch den Esel, den man mit Füßen tritt in den Magen,
durch die Erniedrigung der Unschuld, die man stößt,
durch die verkaufte Jungfrau, die schamlos ward entblößt,
durch den Sohn, dessen Bild man seiner Mutter abgelöst,
sei mir gegrüßt, Maria.
Durch die Greisin, die strauchelnd unterm Weltgewicht
aufschreit. „Mein Gott“, durch den Unglücklichen, dessen Ohnmacht nicht
mehr finden konnte starker Liebe Lehne
wie das Kreuz des Sohns bei Simon von Kyrene,
durch das Pferd, das stürzte und das Rad zerrt ihm die Mähne,
sei mir gegrüßt, Maria.
Durch die vier Himmelsstriche, das große Kreuz der Welten,
durch all jene, deren Fleisch aufreißt und die zerschellten,
durch jene, die ihren Fuß verloren, ihre Hand,
durch den Kranken, der frisch operiert sich winselnd wand,
durch den Gerechten, den man bei den Mördern band,
sei mir gegrüßt, Maria.
Durch die Mutter, die erfährt, es sei ihr Sohn genesen,
durch den Vogel, der den aus dem Nest gefallenen aufgelesen,
durch das Gras, das Durst hat und die Wolke regnet,
durch den verlorenen Kuß, dem erwärmte Liebe noch begegnet,
durch den Bettler, der den Fund im Mantelfutter segnet,
sei mir gegrüßt, Maria.
Liedinterpretation durch Georges Brassens:
https://www.youtube.com/watch?v=x73xFzp7Xws
Im alten Rokokogarten mit Verlaine
O, Triton seufzt der Woge hinterher,
als hätte sie wer weiß wen fortgetragen.
Die Nymphe aber nimmt’s nicht allzu schwer,
sie taucht hinab, Schaum heitrer Griechensagen.
Schwitzt Herakles denn so, der Muskelprotz,
glänzt er vom Schweiß der Mühen noch, dem sauren?
O nein, das Glühen fühlt der edle Klotz,
der Gattin Schoß im Hemde des Kentauren.
Und wer liegt da im hohen Gras besoffen
und lallt den Mond an? Solch ein trunknes Melos
steigt aus dem Herzen nur, vom Pfeil getroffen,
den Eros nicht, den schoß der Gott von Delos.
Dir schluchzte manchen Reim bei Nacht die Seine,
dein Name weht, ein Wehmuthauch, Verlaine.
Anton Bruckner, 9. Sinfonie
Wilhelm Furtwängler, Berlin 1944
Und es verzweigen sich die hohen Strahlen
und fügen uns in Himmelssphären ein.
Herniedersinken kristalline Schalen,
aus denen quillt das Licht, ein goldner Wein.
Es kommen, ihn zu kosten, die noch leben.
Das Herz ward Wandlungswundern aufgetan,
die knospenhold auf Edens Seen schweben.
Die Schwermut neigt ihr Haupt, ein trunkner Schwan.
Daß, Liebe, dir die Seele nicht ertaubte,
die Schmach der Worte, die aus Trümmern wehen,
dir nicht den süßen Blütenkelch bestaubte –
daß du im Dunkel meine Hand erfühltest,
den bangen führtest auf Gesanges Höhen –
du über unsrer Herznacht lang noch glühtest.
Berliner Philharmoniker unter Wilhelm Furtwängler:
https://www.youtube.com/watch?v=DgaH14WiHfc
Dialektik der Liebe
Die Naht ist zart, die Narbe siehst du kaum,
als hätt ein Dorn beim Wandern aufgerissen
die blasse Haut. Doch wirst du es vermissen,
brennt sie des Nachts nicht mehr wie bittrer Schaum.
So ist das Wort, das jählings dich gestreift,
es stach hervor, ein Stachel aus dem Grunde
der Nacht. Denn Liebe saugt am Glanz der Wunde.
O Dorn und Rose, still emporgereift.
Sie lächelt, wenn du ihren Becher leerst,
der prickelnd überschwappt von Todeslust,
du lallst, da sie, was heilig-nüchtern, sagt.
Sie kann nur blühen, wenn du dich verzehrst,
im Dunkel glüht ihr Aug auf deiner Brust,
wo dir das Herz ein blinder Wurm zernagt.
Duft von fernem Hort
Als wäre wunders jäh im Schnee,
in einer Mulde süßer Feuchte,
gesprossen rot und weißer Klee.
Das Dunkel weicht, daß Gnade leuchte.
Woher ist kommen solch ein Licht?
Von sanfter Liebe Angesicht.
Als weckte milder Geister Hauch
die Vögel, die in Nestern schliefen,
und süße Stimmen wachten auf,
die uns zum Kuß des Lichtes riefen.
Woher ist kommen der Gesang?
Er floß wie Tau von Traumes Hang.
Als hätt gelöst die Zunge Wein,
das Herz, als Zwillingsherz zu schlagen,
gehn wir den späten Pfad zu zwein,
vom Glück uns Blühendes zu sagen.
Woher ist kommen uns das Wort?
Duft ist’s, geweht von fernem Hort.
Ist dies die hohe Nacht?
Ist dies der Augenblick,
da Ewigkeit die Zeit verschlingt,
die Helle sich ins Dunkel singt,
der eine hohe Herzschlag Glück?
Als wäre sanft herabgesunken,
vom Geist der Tröstungen gewebt,
ein Schleier eingehauchter Funken,
daß lichter Traum die Nacht belebt
von Edens süß durchseufzten Hainen,
wo reine Quellen trunkner weinen.
Ist dies die hohe Nacht,
da noch geheimnisvoll
die Knospe einer Rose schwoll
und unverhofften Duft gebracht?
Als hätten Blüten, traumentrückte,
Leuchtmücken in der Winternacht,
der Brust, die Einsamkeit bedrückte,
des Sommers goldnes Grün entfacht.
Und sie durchströmt Gesanges Welle
aus heißer Paradiesesquelle.
Ist dies die hohe Zeit,
da uns aus Wolken, sanft geballt,
zu hüllen Haß und Mißgestalt,
sind Flocken rein herabgeschneit?
Als schritten wir auf weichem Samte,
wie Hirten, vom Gestirn geführt,
das aus schwarzblauem Abgrund flammte.
Als hätte uns ein Hauch gerührt:
Und floß wie Tau auf unsre Wunde
aus eines Kindes keuschem Munde.
Ist dies der Augenblick,
da Ewigkeit die Zeit verschlingt,
die Helle sich ins Dunkel singt,
der eine hohe Herzschlag Glück?
Geister im Schnee
Wie knirschend unser Schritt zerbrach die Stille,
und Atem wölkte auf, ward Trug, entschwand.
Hoch über uns in schwärzlich-samtener Hülle
das funkelnd ungeheure Sternenband.
Wind wob um uns die Schleier dichter Flocken.
Wir waren wie die Vögel in der Nacht,
die starr auf winterkahlen Ästen hocken,
nicht wissend, was sie ernst und traurig macht.
Als löste mir die Lider Morgenröte,
sah Blumen ich, Kristalle, ausgebreitet,
und fern ergriff mich Schluchzen einer Flöte.
„Laß, Liebe, uns zu jenen Gärten gehen,
wo zwischen Lauben sich die Bläue weitet.“
„Ach, Geister, Lieber, hörst im Schnee du wehen.“
Sonett von der Einsamkeit
„Ich sah im Schilfrohr kleine Nester schwanken,
und bange Stimmen drangen an mein Ohr.
Sie waren süß wie einem Schwermutkranken
des Mondes Hauch, steigt er im Dunst empor.“
„Mir träumte, wie auf Wassern zarte Flammen,
vom Mond entfacht und von Geseufz genährt,
gleich Blumeninseln kreisend, nachtwärts schwammen,
als wäre ich zum Südmeer heimgekehrt.“
„Läg doch ein schmales Eiland in der Mitten,
wo schwanenweich ermatteten die Schwingen,
daß dein und mein Traum ineinanderglitten.“
„O flösse deiner Knospe Duft in meinen,
flög hin und her das Lied gleich Schmetterlingen,
als könnte Pollenstaub uns noch vereinen.“
Atme sanfte Verse
Der Abend fällt herab, ein blasses Veilchen.
Mach auf das Fenster, rasch, noch weht es lau.
Du scheinst mir einsam und dein Herz aschgrau,
so atme sanfte Verse noch ein Weilchen.
Kannst du sie hören, jene weichen Töne,
sie nahen schon, fern aus der Jugendzeit,
zu glätten dir die Stirn, die Falte Leid,
als sänge wieder, die lang schwieg, die Schöne.
Trät sie doch ein, das Auge aufzuschlagen,
daß du aus ihm den Tau der Liebe tränkest.
Du würdest ihr von all den Blüten sagen,
die sie gestreut dir hat aus Jenseitshainen.
Gäb Halt mein Vers, daß du nicht niedersänkest,
um in die Nacht, das dunkle Grab, zu weinen.
Der Staub der Schuld
Ich hab am Staub der Schuld mich fast verschluckt.
Im Vaterland weht auf er wie in Steppen,
wo sich die Maus, das bange Leben, duckt,
steigt fahl der Mond hinab die Wolkentreppen.
Ich hab auf zügellosen Festen Wein,
gepantschten Fusel lächelnd mitgetrunken.
Die deutsche Seele ward zum Marmelstein,
blind weggekickt und im Morast versunken.
Ich lag im Gras, und sah das schwarze Nichts,
das zwischen Stern und Stern wie Tinte quoll.
Vergebens lechzte ich nach Tropfen Lichts,
daß mir der Vers den Heimatpfad beleuchte.
Durchs Dickicht, das vom Hauch der Schwermut schwoll,
schlich hin er, und mir graute, wie er keuchte.
Die Puppe im Gras
Ich ging durchs hohe Gras, vermißte keinen.
Und war auch keiner, der mich hat vermißt.
Da wehte auf ein elfenweiches Weinen,
ein Schluchzen, das kein Silbenmaß ermißt.
„Hier bin ich“, unter Tränen rief’s ein Püppchen,
„hab dein so lang gewartet, bring mich heim.
Ich back dir Kuchen, braue Festtagssüppchen,
und dichtest du, hauch ich den letzten Reim.“
Ich denk, die Puppe muß meschugge sein,
doch hob ich sie auf meinen Arm ganz sachte.
Da merkte ich’s, es fehlte ihr ein Bein.
Am Fenster hockt sie stets. Den Laden schließ
ich nun nicht mehr. Ich hörte, was sie dachte:
„Ach, daß ich bald in Mondes Glanz zerfließ.“
Die dumpfe Seele
Die Waldmaus huscht, im Maul die spröden Samen,
Moos, Reisig auch, zu polstern ihren Bau.
Sie weiß nicht, wer sie ist, hat keinen Namen,
doch fühlt die Nacht der Seele sie genau.
Die Jungen drängen, warme Milch zu saugen,
das Herz der Mutter sieht im Dunkel grell
den Blitz, den tödlichen, aus Eulenaugen.
Wie heiß es zittert unterm grauen Fell.
Daß sie im schwarzen Wasser selig kreisten,
auf grünen Schalen, Blüten ungemein,
konnt dir die dumpfe Seele nicht begeisten?
Wie sollte feuchte Glut von Liebesblicken,
dich eines Sternenliedes süßer Schein
aus diesem Grauen huldvoll noch entrücken?
Das verhüllte Kreuz
Die Wasser, die das Grün ins Dämmern sangen
und Blumen in ein abendblasses Bild,
sind seufzend unter fahler Glut zergangen.
Faul ist, was noch aus Karstes Schründen quillt.
Vom Wort, das auf Prophetenstirn geschrieben
verzückt ein Kiel, getunkt in Lämmerblut,
ist nur der dunklen Sehnsucht Qual geblieben,
stumm einzutauchen in die schwarze Flut.
Es bleibt verhüllt das Kreuz, das Hoheitszeichen,
der Schrei auf Golgatha ist nie verhallt.
Es mochte Tau der Lilie nicht erweichen
den Kalk, zu dem der Liebe Mark geronnen.
Die Hand, starr unterm Eisenbiß verkrallt,
zeigt in den Abgrund gnadenloser Sonnen.
Der Ausgeschiedene
Die Mutter, nein, sie konnte mich nicht retten,
sie war ein schmales Grün am Wegesrand,
den Kopf, das taube Ei, darauf zu betten,
doch löschte sie mir nicht der Wunde Brand.
Der Vater war ein wandernder Nomade,
der unversehens auf die Schwelle trat,
ein Schatten auf dem Leuchten ferner Pfade,
ein Bettler, der um meine Träume bat.
So blieb mir nur das Herz, das Ungeheuer,
der Dämon Eros, tief im Angstverlies,
zu füttern ihn mit allem, was mir teuer.
So blieb mir nur das Wort, das monderhellte,
Sirene, die mir süße Qual verhieß,
wenn erst mein Boot an ihrem Fels zerschellte.
Tanz der Chariten
Aufschäumend muschelhell, die Wohlgestalt,
dem blauen Abgrund im Kairos entsprungen:
Im Herzen tut sich auf ein zarter Spalt,
und weiches Melos ist schon eingedrungen.
Die Wogen, die ans Ufer sie geschwemmt,
sind lieblich marmoriert von Purpurstreifen,
dann ruhen sie, von Schilfen mild gehemmt.
Und Blüten neigen sich, wenn Falter schweifen.
Da sind auch blasse Hände, sie zu pflücken,
zu flechten in das jäh gelöste Haar,
auf daß des Chores nackte Schritte glücken.
Und sie ist unter ihnen, Aphrodite,
damit der Charis sanft entrückte Schar
den Duft von süßen Oden ihr entbiete.
Grammatische Glossen zur Anthropologie
Philosophische Sentenzen und Aphorismen
Der vor dem Laden angeleinte Hund wartet auf sein Frauchen. Aber er erwartet nicht, daß sie früher zurückkehren möge als beim letzten Mal.
Der Pawlowsche Hund sekretiert Verdauungssäfte, wenn er auf das Signal der Schelle oder der Lampe konditioniert worden ist. Aber er erwartet aufgrund des Signals nicht, daß ihm heute eine Extra-Wurst verabreicht werde.
Ist der Laborhund enttäuscht, wenn die Fütterung trotz des verheißungsvollen Signals ausbleibt, so wie der Liebhaber enttäuscht ist, wenn er vergeblich auf das Eintreffen der Geliebten gewartet hat?
Das Warten hat bisweilen (aber nicht immer, nicht notwendig) eine gewisse Physiognomie (er geht aufgeregt im Zimmer auf und ab, schaut ständig aus dem Fenster), das Erwarten nicht.
„Ich erwarte, daß er pünktlich eintreffe“ ist keine Voraussage eines zukünftigen Ereignisses.
Wenn ich voraussehen könnte, daß der Zug auf der Strecke liegenbleibt, wäre ich nicht enttäuscht, wenn er nicht pünktlich eintrifft.
Angesichts der Schönwetterwolken am Abendhimmel erwarten wir schönes Wetter am darauffolgenden Sommertag; bringt er aber Regen, sind wir nicht in demselben Sinne enttäuscht, wie wir es sind, wenn unser Freund sein Versprechen, sich morgen pünktlich einzufinden, nicht einlöst.
Sie wußte, daß der Stau ihn daran gehindert hat, pünktlich zu kommen. – Er wußte, daß sie ihn schon einmal betrogen hatte. – Sie hoffte, daß er heute endlich einmal pünktlich komme. – Er befürchtete, daß sie ihn erneut hintergehe.
Wir unterscheiden zwischen Wirklichkeitssinn und Möglichkeitssinn; aber dieser Unterschied ist nur eine Ableitung des logisch-grammatischen Unterschieds zwischen Aussagen im Indikativ und Aussagen im Konjunktiv.
Indikativische Aussagen beziehen sich auf den semantischen Raum relativer Gewißheit, konjunktivische auf den semantischen Raum relativer Ungewißheit.
Anthropologisch konstitutive Einstellungen, Haltungen und Dispositionen wie Erwarten, Hoffen, Befürchten, Beabsichtigen und Wünschen beziehen sich auf die semantische Dimension des Möglichkeitssinnes und verlangen zu ihrem sprachlichen Ausdruck die Verwendung des Konjunktivs.
Er fürchtet sich im Dunkeln. – Die Furcht ist naturgemäß ein spezifischer Affekt.
Er befürchtet, daß sie ihn hintergehen werde. – Die Befürchtung ist kein spezifischer Affekt, sondern eine intentionale (auf ein Objekt, einen Sachverhalt bezogene) Einstellung, die freilich, aber nicht notwendigerweise, mit affektiven Begleitphänomenen wie Furcht oder nervöse Spannung einhergehen kann.
Der Gegenstand einer Erwartung ist dasjenige Ereignis, das sie erfüllt oder enttäuscht. Die kindliche Furcht vor der Dunkelheit ist nicht intentional auf einen bestimmten Gegenstand bezogen, sie kann etwa durch unheimliche Geräusche konkretisiert oder durch die vertraute Stimme der Mutter aufgelöst werden.
Die anthropologisch konstitutiven Einstellungen und Haltungen gegenüber Begebenheiten und Ereignissen, die wir mittels indikativischer Aussagen mit den Verbformen der vollendeten Vergangenheit ausdrücken, wie Reue, Scham oder Stolz, sind prinzipiell verschieden von den Einstellungen und Haltungen gegenüber Begebenheiten und Ereignissen, die wir mittels konjunktivischer Aussagen mit den Verbformen des Futurs ausdrücken, wie Erwartung, Befürchtung, Hoffnung oder Zuversicht.
Was wir wissen, ist vergangen, und nur von dem, was vergangen ist, können wir auf Erfahrung fußendes mehr oder weniger sicheres Wissen erlangen.
Nur eine in der Vergangenheit verübte Missetat kann ich bereuen, einer üblen Handlung mich schämen oder auf eine vollbrachte Leistung stolz sein.
Wir unterscheiden die epistemische Dimension des Wissens von der ethischen Dimension unserer Einstellungen und Haltungen. Sobald Ödipus erfährt, daß Iokaste seine Mutter ist, ändert sich schlagartig die ethische Dimension seiner Einstellung ihr gegenüber.
Wäre die Erklärung meiner Absicht, dich morgen zu besuchen, eine Voraussage mit epistemisch ausgezeichnetem Grad der Gewißheit, wäre sie keine echte Absichtserklärung, kein Versprechen.
Die Absichtserklärung ist keine Hypothese über die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses, und sein tatsächliches Eintreten ist nicht ihre Verifizierung, sein Nichteintreten nicht ihre Falsifizierung.
Was wir Verstehen nennen, ist keine epistemische Form der Vermutung über innerseelisch-verborgene Vorkommnisse. Wir verstehen das Lächeln des Freundes unmittelbar als Ausdruck der Dankbarkeit über die freundliche Bewillkommnung oder das erhaltene Geschenk.
Verstehen ist in dem fundiert, was wir etwas vage Intuition nennen.
Intuition ist der Kompaß, auf dem wir die Sinnrichtung unserer Tuns und Redens ablesen.
„Wenn ich den Turm bewegen würde, könnte mich seine Dame bedrohen.“ – „Würden wir dem Hund die signalisierte Fütterung lange genug entziehen, würde der bedingte Reflex, mit Sekretion von Verdauungssäften zu reagieren, allmählich nachlassen.“ – Die grammatische Form irrealer Konditionalsätze ist der semantische Ausdruck des Gedankenexperiments und der wissenschaftlichen Modellbildung.
Wir unterscheiden zwischen dem Flußbett der logisch-grammatischen Funktion und dem Fluß der Sprache. – „Er ist mit Arsen vergiftet worden.“ Dieser Satz sagt nichts, denn wir wissen nicht, ob er in einem Roman steht, einem Arztbericht oder einem Gerichtsurteil.
„Er spricht Französisch.“ – Damit meinen wir nicht, was sie gerade tut, sondern die Fähigkeit der Person, ihr sprachliches Können.
Die Möglichkeit geht der Wirklichkeit, die Virtualität der Aktualität, das Können dem Tun insofern voraus, als wir das erste aus dem zweiten notwendig ableiten können.
„Er hätte sich verteidigen, sich rechtfertigen können, tat es aber nicht.“ – Die unterlassene oder verweigerte Tat ist eine andere oder abgeleitete Form des Könnens. Denn der da schweigt, kann sich in vornehmer Zurückhaltung üben oder edelgesinnt den Fragenden schonen.
Wir synchronisieren unsere Erwartungen, wenn wir den uns erbrachten Gruß angemessen erwidern, die freundliche Geste mit einem Lächeln quittieren. – Umso stärker, verblüffender, mißlicher wirkt die Verweigerung des konventionell Erwartbaren.
Das sittliche Können ist eine auf der Grundlage des Einübens konventioneller Gesten und sprachlicher Wendungen erworbene Fähigkeit. Es erweist sich in der natürlich wirkenden Erfüllung des konventionell Erwartbaren. – Nicht so das künstlerische Können, das entweder das konventionell Erwartbare mittels sublimer Steigerung übertrifft, ironisch-schalkhaft unterläuft oder in dunkle und zwielichtige Zonen vorstoßend untergräbt, wobei es aber immerhin dessen Nachhall und Fernwirkung voraussetzt.
Wir setzen als scheinbar natürlich und selbstverständlich das Können im sittlichen Gebaren (wie beispielsweise Abstand wahren, Grüßen, Einhalten von Versprechen und Verträgen, elterliche Fürsorge) voraus, während wir das herausragende künstlerische Können mit Lob bedenken, sein auf Schlampigkeit oder Disziplinlosigkeit zurückzuführendes Versagen aber mit Tadel strafen.
„Er konnte der Verführung durch den Eros, die Macht, das Geld nicht widerstehen.“ Dabei nehmen wir an, daß der Verführte und Korrupte eben deshalb schuldig wurde, weil er der erotischen Lockung, dem Postengeschacher, der Bestechung hätte widerstehen können. – „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ In diesem Falle ist das Nichtkönnen eine Folge des Seins: „Ich bin, wie ich bin.“ „Er kann die Zahlen von 1 bis 100 addieren, aber kennt nicht den Unterschied von geraden und ungeraden Zahlen.“ – Die logische Grammatik von „können“ ist eine andere als die von „sein“ und „kennen“.
Der Pawlowsche Hund kann nicht anders, als dem ihm ankonditionierten Reflex willfahren. – Der Anarch des Geistes, der Blutzeuge des Glaubens sowie der baudelairesche Märtyrer der Kunst (und der Hungerkünstler Kafkas) verschmähen selbst die Henkersmahlzeit, die ihm der Gefängniswärter hinreicht.
Wir gewahren, wie sich in der homerischen Odyssee und der frühen griechischen Dichtung die Sprache des Alltags der außeralttäglichen Dimension des Wunderbaren und Märchenhaften, des Phantastischen und Imaginären öffnet. Eine Dimension, die in der Macht und Faszination der mythischen Erzählung und den Kulten der Götter und Heroen angelegt ist. An Odysseus, der am Hof des Phäakenkönigs Alkinoos im Angesicht der liebreizenden Nausikaa zum Erzähler seiner eignen Geschichte wird, gewahren wir aber auch, inwiefern wir die Öffnung der Sprache zu ihrer dichterischen Selbsttranszendenz anthropologisch verorten und vertiefen können: Die dichterische Sprache ist eine Form sui generis der menschlichen Sprache, wenn sie dem Tun und Leiden des Sprechenden sinnfälligen Ausdruck verleiht.
Die grammatische Form der dichterischen Sprache ist zugleich die logische Form dessen, was die Romantiker „Transzendentalpoesie“ nannten. Denn sie färbt die gewöhnlichen Bedeutungen der sprachlichen Ausdrücke mit außeralltäglichen Nuancen und Schattierungen; duftende Blüten werden zu Narden der Erinnerung, bemooste Schwellen zu Passagen des Traums, das schlichte Brot zum nährenden Wort.
Der Landvermesser telefoniert mit einem mediokren Angestellten im Schloß; doch aus dem Apparat ertönen sirenenhaft-unheimliche Stimmen.
Das Gedicht Mallarmés verbirgt sich hinter einem seltsam bemalten Fächer, doch manchmal glimmen Augen daraus hervor, fragend, stumm.
Sie waren sich für wenige Stunden bei einem gemeinsamen Freund begegnet. In einsamen dichterischen Briefen wurden sie beredt und öffneten sich, einander zugewandt wie glänzende Wunden; dann verabredeten sie sich, wanderten um den See, und hatten sich nichts zu sagen.
Das Lächeln der Blinden
„Du bist doch vielgewandert und beschlagen,
sahst vieler Völker Sitten, was geblüht
auf Sonneninseln, was dürrem Karst entsprossen.
Trafst du auf Menschen, die auch unter Blitzen
gelassen blieben, an trübem Tage heiter?“
„Ich traf da einen, den man aufgegeben,
er galt für geistesschwach, war schief gewachsen.
Er hütete im Steppenland die Ziegen.
Ich hörte schon von ferne den Gesang
und sah ihn bald im groben Filzhut sitzen
vor eines Feuers fahl gewordener Glut.
Sein magrer Hund lag treu zu seinen Füßen
und schlug mit seinem Schweif wie zum Refrain.
Ich klaubte Reisig auf, damit die Flammen
noch Nahrung fänden, milde Wärme wir,
es kam ein Hauch von schneebedeckten Gipfeln.
Er kramte aus dem Sack geschnitzte Becher,
ihr Lippenwulst war wie erstarrtes Seufzen,
und goß den Wein aus einem Lederschlauch,
an dem ein Purpurband im Wind geflattert.
So saßen schweigend wir, bis auf dem See,
dem dunklen See des uferlosen Himmels,
des Mondes bleiche Blume schwamm. Darüber
glomm Venus stumm und kalt. Er sang aufs neu,
doch hatte Worte nicht, kein Bild, das fesselt,
und keinen Reim als Boje auf der Flut,
nur schluchzend-herben Schmelz der heißen Kehle.“
*
Die Blinden mögen lächeln und die Toten,
nicht jene, die da nah das Ferne sehen.
*
Kaum streift, was schuldlos blühte, Menschenblick,
krümmt es sich wie vor Scham, um hinzuwelken.
*
Es führt ein jedes Wort ins Labyrinth,
kein Faden uns zurück ans Heimatlicht.
*
„Wie faule Frucht spuckst du die Worte aus,
als trüge einen Wurm in sich ein jedes.“
„Nach Eden fand ich nicht, wo unverdorben
noch Frucht, sagt man, in grünen Schatten glüht.“
*
Platon fand im Wort den Herrscher weise,
doch auf Sizilien war’s nicht inkarniert.
*
Die Katze spielt mit einer Maus, die Schreck gelähmt,
wie mit dem Herzen Amor, wenn sein Giftpfeil traf.
*
Es kann die Einsicht keine Wunde stillen,
wir finden Ruhe nur im Schlaf, den Mohn vertieft.
Bilder, die von Liebe blieben
Wie ein Hibiskusblütenblatt lag leicht
ein Sonnenfleck auf ihrer blassen Wange.
Als würden starre Herzen noch erweicht,
erglühte Dämmerung am Vogelsange.
Er zog das Bahrtuch über ihre Stirn.
Und als die Nacht verschloß die Traumverliese,
war ihm, es knirschten Schritte wie im Firn,
doch sank sie wieder ein im weißen Vliese.
Gut wär, rasch in den Schoß der Erde sinken,
sagt uns, der König Ödipus geschrieben,
das Beste, nie den Tau des Lichtes trinken.
Willst mit dem Schicksal du nicht rechten,
mußt du die Bilder, die von Liebe blieben,
gleich Veilchen in den Kranz des Liedes flechten.
An Haupt und Scham geschoren
Erst wirft man in den Kot den Glanz der Krone,
spuckt in den Wandlungskelch, entweiht den Schrein.
Dann lädt man Unzucht, daß sie ihm beiwohne,
zum Erben Davids, und sie reibt ihr Bein.
Die Linie fällt vom Edlen zum Vulgären,
so sah es Platon, sah es Hesiod.
Den Anus darf als Rose man verklären
und als Gedicht gichtfüßig lahmen Trott.
Die Schönheit hat den Bilderstreit verloren.
Kokotte wird Madame, das Mädchen Göre.
Das Mannweib glänzt, an Haupt und Scham geschoren.
Die Muse hat die Frucht gleich abgetrieben,
daß keine faule sich an goldner störe.
Mephisto hat den Arztbericht geschrieben.
Verwittertes Mosaik
Verweht ist der Fontäne weißes Gischten,
Delphine haben Splitter in den Flossen.
Gold feuchten Schimmers, das Tritonen fischten,
hat Muschelhorn blind in die Nacht gegossen.
Aus brackig-faulen Löchern schwaches Glimmen,
wie Blütensterne unter Dämmerranken.
Gesichte lichter Muse, sie verschwimmen,
gleich Asphodelen, die mit Schatten schwanken.
Der Nymphe aber, blauem Grund entstiegen,
den trägen Schaum der Wollust weich zu teilen,
auf Wellen trunkner Seufzer sich zu wiegen,
hat Glut der Anmut zarte Haut zerrissen,
Apollon traf das Herz mit scharfen Pfeilen.
Hin blich sie auf Selenes kalten Kissen.
Trost bei alten Gräbern
Der Horizont, Lid, das im Halbschlaf zuckt.
Hochlodern schwarze Fackeln von Zypressen.
Ins Niemandsland schwingt sich der Aquädukt,
die Völker, die er tränkte, sind vergessen.
Der Säule mit Akanthuskapitell
vernarbte Moos die wunden Kanneluren.
Versandet ist der Oden reiner Quell,
es rann der Sand aus jäh zerbrochnen Uhren.
Geh, Dichter, zu den Bildern bei den Toten,
wo sanfte Hand sich auf die Schulter legt,
entgegenglänzt ein Lächeln dunklem Boten.
Sprich nach die Inschrift auf bemoostem Steine:
„Da Jugendblüte fort der Sturm gefegt,
barg uns ein Gott in herbstlich stillem Haine.“
Nur einen Spalt
Noch brannte Licht im Flur, nur einen Spalt
ließ Mutter dir die Türe offenstehen,
und mußtest du sie lassen, lassen gehen,
das Licht, es gab dir einen kleinen Halt.
Doch bist aus wirren Träumen du erwacht,
war längst erloschen schwacher Hoffnung Scheinen,
verwaist fingst, hingekrümmt, du an zu weinen,
und weintest in der sternenlosen Nacht.
Und wähntest du, im Dämmerdickicht Welt
dir Trost zu finden wohl in Augen, feuchten,
erschienst dir dort als Bild von Glanz erhellt,
so fielst du wieder in das alte Grauen,
wenn Schatten dir das Spiegelbild verscheuchten.
O Schatten in der Iris dunkler Frauen.
Die Lilie Lied
Der Sternennächte feierliche Töne
hast, hoher Geist, du uns herabgesandt.
Zergeht im Rosenschimmer ihre Schöne,
lauscht noch das Herz, vom Bild des Monds gebannt.
Fiel unterm Asphalt Quell und Hoffnung trocken,
ward, was wir teilten, Brot des Worts zu Stein,
reicht deine Gnade uns der Wegzehr Brocken,
und dein Gesalbter segnet uns den Wein.
Verschleiern, Dichter, deinen Blick Dämonen,
beschlägt dir Trübsal Aug und Herz mit Dunst,
die Lilie Lied soll nicht bei Schatten wohnen.
Der Tau des Morgens wolle sie berücken,
behauchen froh erwachte Musenkunst,
daß auch der Reim, der letzte, mag noch glücken.
Was aus dem Dunkel ragt
Mag sich der Geist in hellen Sinn verleiben,
hebt sein Gesicht uns jedes Ding entgegen.
Auch wenn sich wieder Schleier darauf legen,
Traumbilder, blasse, der Erinnerung bleiben.
Nur Lichtumflossnes können klar wir schauen,
das rein Empfundne denken, ordnen, sagen.
Doch fühlen wir es aus dem Dunkel ragen,
wie Knospen, die sich uns zu öffnen trauen.
Gestalthaft spricht uns an der Grund des Lebens,
daß wir ihn fassen im geprägten Wort.
Ist es auch nur ein Augenblick des Schwebens,
wie zarten Falters, Nektar sich zu saugen,
und rinnt zur Urnacht es wie Tränen fort,
wir sahen uns im Spiegel feuchter Augen.
Die Wegzehr der Mythen
Wir zehren dichterisch von Hellas Mythen.
Uns münden Seufzer noch in Meergesängen.
Die auf den Triften Mytilenes blühten,
sind Veilchen auch auf unsren Wehmuthängen.
Hoch schwellen Adern unter den Asphalten,
ward auch der Gaia Herz zu grauem Quarze.
Noch rinnt in Daphnes zarten Lorbeerfalten
ein goldner Vers von schwermutzähem Harze.
Frierst, Dichter, du im Schnee der Hyazinthe,
wärm dich am edlen Blut, dem sie entsproß.
Streicht auf Selenes Lid Nyx schwarze Tinte,
gedenk des Mohnes, Morpheus Gnadengabe,
dank der dein Vers in Orphisch-Blau zerfloß,
des Traumgesumms um Hypnos Honigwabe.
Schüsse in Arkadien
Das alte Mädchen, lallend auf der Bank,
und keine Schulter, sich daran zu lehnen,
vor ihr die Flasche, Fusel, den sie trank.
Wie fern die nahen Amsel-Kantilenen.
Die Tätowierte mit dem Nasenring,
an ihren zarten Schläfen hämmert Dröhnen,
daß Traum ihr Leben sei, ein tumbes Ding.
Sie spuckt darauf, daß Feen in ihr stöhnen.
Mag, Dichter, Nachttau dir die Stirne kühlen,
siehst treiben deine Blüten du im Fluß,
ein geisterhaftes Wehen läßt dich fühlen,
wie sie zerpflückt der wilden Windsbraut Kuß.
Umsonst, ins Kissen tief den Kopf zu wühlen,
hörst fern du in Arkadien Schuß um Schuß.
Alte Frau am Fenster
Im Schoß die Hände, Warzen, Schründe,
still sitzt sie, Sonne, späte, scheint.
Sie zählt sie auf, die letzten Gründe,
warum sie lächelt, wem sie weint.
„Nun bin ich wie die alte Truhe,
drin schläft der Schleier und das Kleid,
oft knarzt sie wie im Firnschnee Schuhe,
mach ich sie auf, weht Duft von weit.
Im Spiegel seh ich all die Falten,
die mir den frühen Schmelz zerknüllt,
doch will dem Aug noch nicht erkalten
der Tau, der manchen Schmerz gestillt.
Wie ausgemergelt sind die Brüste,
und machte keine Milch sie prall,
war tief ein Durst doch, der sie küßte,
und ungestillt ward ihr Vasall.
Jetzt sind verblaßt die dunklen Düfte,
zerwühlte Knospe bleibt geneigt,
steif ward der Schwung der jungen Hüfte,
der volle Mund hängt schief und schweigt.
Doch hab ich noch den Blick ins Freie,
des Laubwerks Flimmerlabyrinth,
und sagt die Wolke mir, ich schneie,
reck ich die Hand hin wie ein Kind.
Ich habe noch den Weg zum Grabe,
wo ich die Veilchen ihm gesetzt.
O daß ich noch die Wunde habe,
die Tauglanz des Erinnerns netzt.“
Nun dunkelt es im kahlen Zimmer,
die Kerze ist herabgebrannt.
Es spielt im grauen Haar ein Schimmer,
vom Geist der Nacht zu ihr gesandt.
Schwärzliche Körner des Grams
Wie es wohl sein kann, daß mehr als Fülle die Leere uns tröstet?
Hör das Geratter des Tags, lausch in die Stille der Nacht.
*
Wie es die Wimpern beschatten, wie sich ihr Auge befeuchtet,
denn was sie las, war der Brief mit seinem Lilienemblem.
*
Was denn noch lesen, es bröckeln die Zeichen, die Namen verwittern,
überwuchert hat Moos, Flechte die Schrift auf dem Mal.
*
Kehlig erschallt der Ruf des Muezzins von Minaretten.
Sind wir in Mohammeds Reich? Nein, in germanischem Gau.
*
Blendender Muschel entstiegen, die selige Göttin der Liebe,
bald von den Salzen zersetzt, bitteren Tränen des Grams.
*
Zeugen wollen sie nimmer, weder im Geist noch im Fleische,
sondern des Kommenden Saat zehren sie auf vor der Zeit.
*
Feinde ziehen sie groß, am Busen die zischende Natter,
bis sich der giftige Zahn wühlt in das staunende Herz.
*
Bacchus umringte die Schar der fackelschwingenden Frauen,
er aber brachte den Wein, goldene Trauben des Lieds.
Heute siehst du auf Foren kurzgeschorene Mädchen
schwärzliche Körner des Grams streuen aus aschfahlem Vers.
*
Grenzen wahren sie nicht, sie wollen die Schwelle nicht hüten,
durch die offene Tür stieben die Flocken des Wahns.
*
Aus dem Dunkel der Erde nähren die Wurzeln die Krone,
aber die Wurzel der Luft reißt die erstickte hinab.
*
Sklaven hochtönender Phrase hörst du kläffend verkünden
aus dem Maulkorb der Angst, rein sei ihr eitriges Wort.
*
Unbeschworen zerfließen die Worte wie gleißende Tropfen,
heil aus dem Brunnen geschöpft hat sie dein Becher, Horaz.
*
O ihr Tränen, feuchte Glut auf den Wangen, mondbleichen,
weicher Lippen o Hauch, seufzt uns noch einmal im Traum.
*
Heilszeit schimmerte heimlich ins Lied von der rettenden Gnade,
Sternenlied des Vergil, war ihm auch Israel fern.
Die Blüten des Sublimen
Die frühen Keime, die noch immer sprossen
zu Liedes Blattwerk, mahlt man nun zu Staub.
Die Blüten, wo der Tau des Lichts geflossen,
die Sinnbegriffe: roher Mächte Raub.
Sie haben Wurzeln, die im Dunkel wohnen,
ihr grader Stamm reckt auf sich himmelwärts,
und Früchte schimmern in den hohen Kronen.
Das Wort hat Adern, Dichtern singt das Herz.
Nun mischt man Tag und Nacht, und alle Farben
zu fahlem Grau. Die von Verlaine gerühmten
Nuancen, Blüten des Sublimen, starben.
Nun sticht man in der Anmut weiche Wangen
mit geilen Blicken, rüde-unverblümten,
Apollos Locken rupfen Prosa-Zangen.
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