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Poetologisch II

28.05.2014

Warum sie das Schöne verwerfen

Alles verblasst, alles wird schal,
wennʼs ihnen nicht panisch aufreißt die Augen,
die Zunge geifernd nicht streckt
von Fratze zu Fratze –
meinen, die hassen,
weil sie hässlich sind.

Das Schöne wohnt hier nicht,
das Blut wird ihnen dünn davon,
ihre Gnomen-Lust,
auf Augenhöhe zu hecheln.

Geblendet vom Abendpurpur der Rose,
wenn ihr Bild sich im Wasser vollendet.

Alles wird ihnen blass, alles fad,
wenn sie nicht mit satirischem Schweif
die winzigen Mumien,
die in trüben Laugen schwimmen,
die Präparate verwachsenen Gefühls
taktlos beklopfen.

Das Schöne verwerfen,
entstellen sie,
Rosenwasser ätzt ihre Haut,
von den Pollen des Südlichts
werden sie allergisch,
sie husten im Wohlgeruch
harmonisch gesetzter Töne,
die in die Nacht tasten
nach der lächelnden Anmut.

Das Schöne verwerfen sie,
es beleidigt
mit seinen blumenblauen Augen,
die sich aus Tiefen befeuchten,
die ihre trockne Natur erweichen,
befruchten nicht können.

Das Schöne aber, die Gnade
jungfräulicher Selbstempfängnis,
es bezwingt wie das Zittern
von Veilchen durch Sanftheit
und die nicht zu erwerbende,
nicht zu verteilende Grazie,
die sich – Spiel des Schönen
für die Schönen – vor sich selber verbirgt
und nur sich selbst offenbart.

Denn es ist beides: das Funkeln
der Augen und der Fächer,
hinter dem sich ihr Dasein
plötzlich verdunkelt.

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