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Ich gehe zu den Tieren

19.01.2021

Und wenn ich wieder traurig bin,
so geh ich zu den Tieren,
der Katze beispielsweise,
und schaue, wie sie ungerührt
am offenen Fenster sitzt und sitzt,
als wäre dort, gerade dort
der Weltennabel.

Auch seh ich gern den Wurm
im Lehm der Erde glänzen,
wie er sich ringelt, windet
in weiche Ewigkeit,
das dünkt mich anmutsvoll,
und pickt ihn auf die Amsel,
ist noch sein Todeszappeln
ein kleines Spiel im großen Spiel.

Und die im Winde schwingt,
in ihrem Netz aus Fäden
verzwirnter Lebenslist,
hat sich mit Nacht umsponnen,
die kluge Spinnerin,
die Spule Herz, wie sirrt sie leise,
bis jählings sich der Faden spannt.

Dem Kind warʼs feuchter Odem,
die Wärme dumpfen Stalls,
das Scharren, Klirren, Muhen,
das Schaukeln heller Euter,
was seine Traurigkeit,
die lose Kinderträne
leicht rollen ließ
in einen Krug mit Milch.

Zu Menschen geh ich nicht,
sie haben nicht wie Tiere
die Anmut stummen Seins,
ihr Blick kann mich nicht halten,
er schwirrt durchs Blau wie Spelz,
und was sie lauthals künden,
ist leeren Abgrunds Hall.

 

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