Terzinen von Gott als Maler
Wenn Gott ein Künstler wär, wie wär sein Stil,
barock, das ging wohl an, hätt auf gut Glück
er seine Farben angerührt und nach Gefühl?
Das Hexaemeron wär ja sein Meisterstück,
die frühen Tage vor dem Sündenfall,
gestaltet still von einem stillen Blick,
die Wogen Lichts, bezaubernd überall,
wie vollen Atems Schöpfen und Ergießen,
die Farben grüßen sich im Widerhall,
wo Meeres und der Liebe Wellen fließen,
sind Sterne Augen, die im Wasser schauen
die Liebesblicke, die sich selbst genießen.
Und auch an Blüten will er sich erbauen,
wenn düfteschwer sich Rosen vor ihm neigen,
und an den Rosen edle Tränen tauen.
Der Tag wird festlich mit der Tiere Reigen,
die bunte Federn spreizen, Augen weiten,
mit schimmernd weichen Fellen Prunklust zeigen,
mit Horn und Huf Spalier sie dann bereiten
dem Manne und der Frau im schönen Garten,
wenn nackt und lächelnd hoch einher sie schreiten,
im Garten Eden, wo die beiden zarten,
sich Blumen holder Kosenamen geben,
doch einer ist, der sie gemahnt zu warten,
bevor in goldnen Träumen sie entschweben,
an jenem Baum die goldne Frucht zu sehen,
aus ihr erschlürfen sie das frohe Leben.
Der Meister muß bis an die Grenze gehen,
und mischend immer Licht und Schatten,
des Guten Sonne wird auf Eden stehen,
im Lebensbaume doch den schönen Gatten
die Schlange lauern, ihren Geist zu trüben.
Und mußte so ihr Liebesdienst ermatten.
Und Eva, alt und grämlich, mochte lieben
nicht mehr die Blumen, einst ihr Ehrenpreis,
und Adams Daseinslust und Mut zerstieben.
So malt der Meister wider sein Geheiß
die Mißgestalt, die Sünde und den Tod,
das Bild gerät erbärmlich aus dem Gleis.
Er willʼs zerreißen, widerrufen das Gebot,
daß Lichtgebornes zeuge wieder Licht –
da kennt er einen Ausweg aus der Not,
er malt ein neues Bild, nur ein Gesicht,
das alle Schatten rettet wie ein Spiegel
und alle Schöpfung vor dem Zorngericht:
Maria, zweiter Schöpfung reines Siegel.