Damals
Damals, der Rauch über den Garben,
hob sich mit der Asche dein Gesicht in die Nacht.
Damals, die Frau barg sich im grauen Schweigen,
rupfte der Putto eine Wimper dir aus.
Damals, der Fluß schluchzte unterm Eis,
ritzten Kristalle Schmerz ins Gedächtnis.
Damals, der Garten war dunkel von Moos und Verzweiflung,
hast du dein Herz in den Humus gegraben.
Damals, aus dem Maar von Maria Laach
spie ein Geysir giftig-heiße Botschaft dir zu.
Damals, dein Geschlecht träumte im Gras,
weckten dich Tropfen zur Wanderung.
Damals, bang bogst du das Schilf zur Seite,
sah das Schicksal dich an, ein Auerhahn.
Damals, der Mann breitete seinen Schatten
dir zu Füßen aus und du schrittest ins Abseits.
Damals, die Murmel der Kindheit rollte
in ein Mauseloch und du erwachtest zur Einsamkeit.
Damals, die Hostie der Gnade klebte am Gaumen,
und du fürchtest, hofftest, daran zu ersticken.
Damals, die Frau mit dem goldenen Haarnetz sang,
und du zappeltest, ein gefangener Fisch.
Damals, die Äpfel leuchteten, schwankende Lampions,
und dir warf Dämmerung den schweren Mantel um.
Damals, der Mann mit dem zertrümmerten Bein
schlug dich mit der Krücke zum Knappen seiner Irrwege.
Damals, auf den Wellen des Rheins zitterten die Rufe
und zerliefen des Raddampfers festliche Farben.
Damals, der Garten träumte unter Fäulnisschimmern,
stieß dein Fuß an die Mauer des trockenen Brunnens.
Damals, die Frau mit den wunden Rosenkranz-Knien
versteckte in deinem Schrank den Lavendel der Wehmut.
Damals, als, eine Sphinx quälender Rätsel, die Lehrerin
dich nach vorn rief, platzte die Blase der Angst.
Damals, durch den Schnee stapften Priester und Ministrant
zur Krankenkommunion, sahst den armen Glanz der Küchen.
Damals, als die Fenster Blumenaltäre waren und die Straße
ein Blumenteppich, lief die Frau dem Liebeskrüppel nach.
Damals, als in das Fenster des Krankenzimmers schien
ein fremder Mond, gluckste in deinem Kissen ein ferner Quell.
Damals, die Frau fand den Mann auf der bemoosten Schwelle,
wurdest du mit falschen Blütengirlanden umwickelt.
Damals, auf der Schultafel tanzten des Schicksals Chiffren,
bescheinigte dir das Schulgericht Lebensblindheit.
Damals, Jesus hatte sich in die Matthäuspassion geflüchtet,
kramtest du im Gerümpel des Speichers eine Dornenkrone aus.
Damals, noch einmal blühte der Jasmin im Garten,
hast du den Verband abgerissen, hieltest die Wunde ins Licht.