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Vom Engel, der beinahe seine Botschaft vergaß

22.12.2012

Sein Start war schon – pardauz – dahingestolpert. Als hätte müssen der Regisseur persönlich den Engelzwerg mit einem Klaps auf den auratischen Popo hin auf die Bühne schubsen – sonst hätt er wohl gekniffen: „So spanne jetzt die Flügel aus!“

Doch die Flügelchen, sie klemmten, waren wie verwachsen, gar nicht prächtig ausgereift mit Farben und Finessen wie bei den großen Cherubim. Dann und wann sah man es stäuben von Fädchen und von Flusen, wenn der Engel wider alles Hoffen das trotzige Gefieder nach Hühnerart aufflattern ließ. Und hob nicht ab.

Dann kam die Nacht und kam die Stunde. Und alles wurde still. Die Menschen wurden still und still die Tiere. Ganz leise hob den Schnee ein Seufzen wie bange Menschenbrust. Den schwarzen Samt der Erdennacht durchschnitt das Leuchten eines Sterns. Oder war es fern das Sicherinnern eines süßen Lieds, das jetzt mein Engel sang?

Als Großmama im Sterben lag, flüchtet der Bub sich hoch unters Dach in die stickige Besenkammer und schmiegt die Wange in die Hand. Hört er es einmal nicht heimlich rauschen, rauschen lieb und lind? Kommt es nicht aus jener trüben Ecke, wo die Besen schlafen?

Es war der Wind, der kosend sich verfing in einen hellen Federflaum wie eines Engels Flügel. Und in dem abgetanen Federzeug verbarg sich jetzt ein scheues Nest von zwitscherheißen Schwälbchen. Ach lebten wohl sie für den Engel fort!

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