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Das tote Wort

31.07.2020

Wie eine Mücke starr liegt auf dem Blatt,
scheint tot das Wort, das golden-grün gefunkelt,
und wär ein Hauch, der jene krabbeln macht,
ist keiner, der das tote Wort erweckte.

Und ist der trockne Kiesel blaß und matt,
ein frisches Lebenswasser läßt ihn schillern,
einmal verblichnes Wort, so schwer es wog,
schenkt keines Gottes Atem Glanz und Farbe.

Mit seinen morschen Adern ohne Blut
flammt herbstlich auf das Laub im Abendstrahle,
der Mund, der seinen Abschiedsgruß gelallt,
ein welkes Blatt schwimmt er auf Lethes Wellen.

Die späte Traube, bereift von Winternacht,
glüht purpurn Freunden in den schönen Schalen,
das wie vergessne Frucht vom Baume fiel,
das süße Lied fault unter stummen Schatten.

 

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