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Die Seiten umgewendet

06.02.2019

Ein Windstoß, trocknes Rascheln,
die Seiten umgewendet,
mußt du dich rückwärts lesen.

Vom überquellenden Kelch
kehrst zum Schimmer der Beere,
zum Laube leerer Schatten
kehrst wieder du zurück.

Vom Gartenfest des Lichts
sind dir aus hoher Vase
zwei, drei blasse Blüten
hinab aufs Bett gestürzt.

Von blauer Blicke Mohn,
von Sommernacht umwimpert,
hängen kaum gefühlte
Tränen dir am Lid.

Von warmer Lippen Sang,
der mit Faltern nächtlich schwirrte
um einen Mund voll Honig,
blieb kindisches Gelall.

Von stiller Kerzen Glut,
um die dein Schatten summte
Gebete süßer Düfte,
beißt dich ein kalter Rauch.

Von weichen Lächelns Glanz,
der dich wie Krokus taute,
zittern kalte Tropfen
in einem Spinnenweb.

Des leisen Glückes Lampion,
der mit Vogelstimmen schwebte,
grinst aus trübem Spiegel,
die hohle Maske Mond.

 

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