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Was du nicht alles mit mir anstellst

31.12.2013

Nachts hast du dich heimlich bei mir eingeloggt
und meine Sprach-Einstellungen geändert –
jetzt fall ich von den Stelzen steiler Metaphorik
und schneide mir die Haut an wortwörtlichen Halmen.

Du hast mir das Programm „Into the Dawn“ downgeloaded,
mit dem ich quer durch alle Zeitzonen,
von Hammerfest bis zum Kap,
in das Morgenrot fliegen kann.

Du fasst mich stracks am Mantelkragen
und biegst mich ums Eck –
dort plaudere ich an der Imbissbude mit Osterinsulanern,
die sind über Glatze und Gesicht bunt gescheckt,
in einem Gaunerdialekt,
den ich noch nie gehört habe, ganz köstlich,
bis einer der schweren Jungs ein Foto von dir
aus dem Ärmel zieht: Da schwebst du
überm Eisernen Steg im wehenden Nachthemd
und spielst Blockflöte.

Mir schwant, du hast dich die letzte Nacht
wieder mal in meine Wohnung eingeschlichen
und alle Schubladen durchwühlt.
Ich weiß ja, wie duʼs anstellst:
Du verflüssigst deine Aura und schwappst
flutsch! ein fluider Schatten, unter der Türschwelle durch!

Doch glaub mir, Herzchen, das Ställchen
in meinem Gärtchen, woʼs Hundilein im Schlafe fiept,
und wo ich die holde Kükenschar meiner Chen und Lein und Li
ausbrüte und beglucke,
das bleibt mir wohlverschlossen!

O ja, ich habʼs gesehn, dein Fuchsgesicht!
Doch die gluckende Meute meiner Diminutive,
meiner Flauschlinge, meiner Mariechen und Finchen,
dürfen unbekümmert dort sich bauschen und flauschen,
sich kräuseln und säuseln!

Verdammt! – reißt mich der Schreck vom Bett,
da hör ich mitten in der Nacht ein panisches Gackern,
und pardauz scheppert der blecherne Napf zu Boden –
o weh, was für ein wildes Geflatter!

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