Skip to content

Abschiedsbesuch

23.10.2017

Alter Blumenhof bei der Basilika St. Kastor in Koblenz

Bruchstein dämmert, Lorbeerfeuchte
tropft von dunklen Ranken, klingt auf
blauen Mosaiken nach wie
süßer schmerzend nun Erinnerung.
Schweren Gitters grüne Patina,
Pforte mit den Bronzeknäufen,
kalte Löwentatzen,
ächzend geht sie auf …
Schau nur in den Garten, säumend
atme, träumender geh hin …
dort der alte Brunnen, einer schwarzen
Knospe gleich gewachsen aus Basalt,
kleine gelbe Blätter schwimmen
in dem Kelch versteinter Blume,
Birkenblätter, Lindenblätter,
Wasser aber tröpfelt aus dem Munde
einer Kröte, die ewig aufgeplustert
ewig stürzen will in ihr Element zurück,
aber nie mehr wird sie tauchen,
hier die Nische grüner Schatten,
daß sich plaudernd Liebende ergehen
oder Wang an Wange schmiegen,
doch die helle Marmorbank steht einsam,
Herbstlicht späht mit gelben Rosen
dir ins leere Herz …
Rätselbild, Embleme fremder Namen,
halb verwischt von Wind und Regen,
blicken von den Aschen-Tafeln,
Grabesplatten hoher Ahnen,
schwebend an die Wand gehängt,
Kerzen, Schimmer kindlich-weichen Flehens,
leuchten durch das gotisch-bunte Glas,
runder Apsis Muschel-Fenster,
Weihrauch, hymnischer Stimmen
blaue Wolke, ist schon längst entschwebt,
längst entschwebt ist der Gesang,
rote Tulpen, gelbe Tulpen,
flammend wogen rote Tulpen,
gelbe sind der warme Strand,
weiße Bänke, Buchsbaumhecken,
Oleander, leere weiße Bänke,
Moderduft verfallener Kapelle,
forsche nicht nach alten Fresken,
Gottes Odem hat sie ausgelöscht,
müh dich auf den Rücken der Ruine,
rupf vom Moose, streif durch harte Gräser,
nicht die Heimat sollen dir bezeugen
Tränen, wenn die Amsel abends
singt im Gezweig der Buche, der Platane,
oder bunte Lichter auf den weißen Schiffen
gaukeln und sich spiegeln in den Wellen,
wende dich zurück ins Irrsal
schäumender Fontäne,
Windes unfruchtbarer Saat,
lösche darin alte Wehmut ganz,
zieh die Schuhe aus und schleiche barfuß
durch den Tau der Wiese,
dorthin wo die tote Liebe einst
ihres blonden Schopfes
Siegesflagge schwang,
rauschen Lebewohl auch dunkle Wipfel,
schneien dir zu Füßen noch
Grazien des Lichts,
weiße Lilienblüten,
geh vorbei und werde fremd,
keiner ist ja übrig, keiner gibt dir
einen Abschiedskuß.

 

Comments are closed.

Top