Der Doppelgänger
Den Unsinns-Brocken
auf dem Pfad des Lichts,
mit einem schwarzen Satz
aus Nietzsches Dynamit
magst du ihn sprengen.
Die Unwort-Krähe
im Silberlaub des Monds,
du kannst sie treffen
mit dem schnellen Pfeil
horazischer Sentenz.
Der dreist mit hohlem Klang
der Schellenkappe
durch dein Schweigen klirrt,
der feilen Sprache Narr,
ihm stößt ein reiner Ton
der Flöte des Vergil
das Talmigold vom Kopf.
Die Fremde, deren Lächeln
am Saum dir aufgeblüht,
hüllt dich in Traumduft ein,
und wachst du auf,
verliert er sich wie Hauch
der Nachtviole,
die sich unter Tränen schließt.
Der sublime Schattenriß,
der immer mit dir schwebt,
zweifelnd dir voraus,
spöttelnd hinterdrein,
schweigend, wenn du sprichst,
schwatzend, wenn du schweigst,
du kannst ihn wie die Fliege,
die lästig schwirrt und sirrt,
mit dem Flügelwind
des Pegasus nicht scheuchen.
Du bist nur ganz im Augenblick,
stehst hoch du im Zenit,
dem Mittag deines Glücks,
und krümmt dein Schatten sich
wie eine Schlange unterm Fuß.
Hier ragst du einsam
auf dem First der Zeit,
der Sonne Sohn,
steigst, Lerche im Azur,
die nur sich selber singt.
Doch auf der Wanderschaft
des langen Nachmittags
schnürt er dich ins Zwiegespräch,
zappelst du im Selbstgespräch.
Es sinkt die Dämmerung,
daß du mit ihm zergehst
und deinen Schatten mischst
mit andern Schatten,
und deiner Stimme heller Schaum
zerstiebt im Rauschen
dunkler Quellen und des Laubs.
Aus dumpfem Schlaf
weckt dich der scharfe Strahl,
und wieder schwillt die Ader
der Sprache dir von Namen
für den Namenlosen,
den Zwielichttänzer,
der Schritt mit deinen Schritten hält,
Widerwort dem Worte sagt,
Einspruch deinem Spruch,
Nein dem Ja und Ja dem Nein,
der wie des Messers Blitz
die dunkle Frucht der Seele spaltet,
daß ihr süßer Saft entquillt
und dich lähmend
bitterer.
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