Mondsichelmadonna
Im Mai gehst du, das Bild zu finden,
bemoosten Pfad im Blütenschnee,
der wehte unter lauen Winden
aufs Gras herab und fetten Klee.
Gedächtnis hat den Sinn erweichet,
die Abendluft ist sehnsuchtsblau,
die schönen Lilien keusch erbleichet
trägst du zu Unsrer Lieben Frau.
Dort überm dämmernden Altare
ist sie von Feuerduft umweht,
daß er sich mit der Anmut paare,
der Mond ist es, auf dem sie steht.
Und was sich unterm Fuß ihr windet,
das Ungeheuer mit dem Horn,
mit Blicken, daß dein Herz erblindet,
erlahmt an ihres Geistes Sporn.
Ein golden Licht umspielt die Locken,
ihr Blumenmund sagt Wahres zart,
es schneien ihre Gnaden-Flocken
auf unsre dunkle Erdenfahrt.
Du legst die Lilien ihr zu Füßen,
ihr Leuchten kam aus dunklem Keim,
du wendest dich, die Nacht zu grüßen,
und unter Sternen gehst du heim.
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