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Das blasse Mal

20.05.2023

„Schorf!“, spricht die ausgeheilte dumme Wunde,
es blättert ab wie Kalk, was einmal stach.
Doch kommt ein Regen, kommt die blaue Stunde,
fühlt die Erinnerung der Narbe nach.

Verstau die Trauerkarten, Beileidsspenden,
die Zimmer sind schon ausgefegt und kahl.
Nur wo die Bilder hingen an den Wänden,
zeigt die Tapete noch ein blasses Mal.

Wo atemlos die Zeile stockt, beschaue
die bange Lücke, klaffend wie ein Grab,
spring nicht darüber weg ins Leere, Blaue,
die Blume stummer Andacht streu hinab.

Die Narbe mag frivol ein Wort verdecken,
von süßem Reiz sind aber Schönheitsflecken.

 

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