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Der See

26.05.2019

Der Himmel legte ein Blatt auf die Erde,
es hat in der Luft getanzt und geflirrt,
nun ist es still, ist still und schimmert
im Licht, das dem grünen Auge
des Morgens staunend entquillt.

Es ist ein See, und sein Wasser lächelt
über der dunklen Tiefe der Angst,
es ist ein See, und sein Wasser tönt,
geweckt von Strahlen, leise herauf.
Möwen zerschneiden das leise Lied
mit scharfen Schatten, Schreien.
Die Wimpern des Ufers, die Binsen
und Gräser, erzittern vor Anmut.

Ein Boot hißt seine kleine weiße Flagge
und hüpft, ein dünner Wasserläufer,
von Welle zu Welle, weiß nicht, wohin,
weiß nur den Wind, den grauen Atem,
der ihm wie das Echo des Kuckucks
Ferne gaukelt und Nähe der Heimat.

Und Mittag schläft, Perlmutt einer Muschel,
in Träumen schillernd, unter Kissen,
blau und gelb geblümten, der Berge,
von denen kalte Rinnsale schäumen,
und auf den Matten, verloren im Blau,
dann und wann Glockengeläut.

An den Uferpfaden huschen Schatten,
den roten Ball eines Kinds verschluckt
der bärtige Mund eines Quells,
kaum erhebt sich ächzend der Greis
und stochernd in Lattich und Hahnenfuß
geht er nach Hause, ist die Bank, wo er saß,
schon überwachsen von Efeu und Schöllkraut.

Ausgegossen seinen goldenen Wein
über die glatte Haut des Wassers
hat der Abend, das Zyklopenauge
des Mondes stiert über den See,
nur ein Wasserhuhn ist noch rege
und schilpt und weiß nicht wonach.

 

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