Erweckung
Das Vertrauen, das dir die Welt bezeugt,
wenn das Hündchen seine Pfote,
seine Augen hat es verkniffen,
auf das Knie dir legt,
und wie ein Weh überrieselt dich Wahres –
oder es rennt die Kleine mit dem Goldschopf,
ihre Schmetterlingshaarspange fällt zu Boden,
sie flügelt mit den Armen,
jubelnd auf dich zu,
und die Augen tauchen aus der Angst
des Walds in die hyazinthene Lichtung
der klaren Gegenwart –
oder aus dem herbstlichen Dunkel,
das dich narrt mit süßen Fäulnisgerüchen,
locken die bunten Lampions der Kinder
ins längst vergessene Feenlicht
unter die Flüsterweiden am Bach,
wo deine Kindheit geplätschert
unter heiter treibenden Blättern –
wie kannst duʾs verweigern,
wie kannst du verneinen?
Oder der zögernde Atem sucht
aus dem Dunkel des Holzes
noch einmal die Erinnerung heimzurufen,
und wie gelbe Lippen des Ginsters
oder goldene Tropfen des Honigs
übergießt das ermüdete Leben
mooswarmes Melos.
So verwandelt Goethes Novelle
durch die Musik der Zigeuner
den bösen Unfried des Tiers
in holde Geneigtheit,
da Liebe mitsingt,
da Liebe Wunder tut mit ihrem Gebet,
bevor der Löwe wieder gepfercht wird
in den Käfig käuflicher Kunst.
So sei uns der Augenblick gnädig,
das Verweilen heilig des Engels,
der den schon ganz verstummten Mund
erweckt zum Dank, zum Kuß,
mit dem Kirschblütenschnee seines Flügels.
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