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Das Gurren

25.10.2018

Ein Gurren legte sich zum Schlaf
mit deinem Kopf aufs Kissen.
Das Gurren wurde weich und warm.

Das Dunkel rings, ein Taubenschlag,
und alle Täubchen sind davon,
nur eines sitzt auf der Gardinenstange.

Es gluckst und druckst und bläht
die blaue Rüsche um den Hals,
und trippelnd nickt es: „Gurr mit mir!“

Dann hörst duʼs flattern, hörst es wilder
flackern, knistern, rascheln,
Flammen, Flügel, Federn prasseln.

So eng, so bang im Traumverlies,
das Fenster auf, das Fenster –
einsam flockt ein Flaum der Angst.

Ein Luftzug zerrt, die rote Kralle,
dir im Haar, ein stumpfer Schlag,
ein dumpfer Prall, ein Totes sackt.

Dein Schlaf ist Durst, ein leerer Krug,
in einen Brunnen lange langsam abgeseilt,
und findet keinen Trank am Grund.

Am Tag saugst du den Teppich ab,
liegt eine Feder da, grau-blaues Fähnlein,
dein Mund lallt einen Namen fern –

den du, ein Fremdling, nicht verstehst.

 

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