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Die Sternenmythe

03.04.2022

Ist es der ewige Reigen,
wie es die Sternenmythe uns sagt,
dunkeln und wieder sich glänzender zeigen,
Sonne, Gericht, das immerfort tagt?

Doch von Myriaden fern blitzender Scharen
ist uns die nächtige Mitte verstellt,
wir können nicht alles in allem erfahren,
nicht einmal ein Gott, der Ich sagte zur Welt.

Ist es von sphärischen Kreisen ein Kreis,
erhebend, was schon zu den Schatten gesunken,
Wechsel von Zeugen und Töten, Feuer und Eis,
aus Aschen wachgeblasene Funken?

Der Sinn durchzittert die wachsende Leere,
die zwischen Worten und Sternen aufklafft,
Anmut zerrinnt ohne ballende Schwere,
an Edens Flüssen wäre die Tugend erschlafft.

Ist es ein Wandern von Sagen und Samen,
Dichtung gesprossen aus Furche und Schoß,
ist es ein Ranken von heiligen Namen,
Schrift, die aus Schmerzen windet sich los?

Ja, der Maler bedarf der irdenen Farben,
tunkt er sie auch in ein himmlisches Licht,
Blüten aber, die nächtens erstarben,
ließen dem Dichter noch Duft fürs Gedicht.

 

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