Die Wehen
Menschenkopf,
als erste muß ins Licht ihn pressen
die Gebärerin,
Mutter wird sie nur durch Wehen,
und beseligt darf sie weinen,
wenn sich ihm der Schrei entringt.
Gedenk der alten Völker,
die inspiriert noch hat Instinkt,
da sie in Höhlen Opfer brachten,
war das Kultbild auch verhüllt:
„Eileithyia hat geholfen.“
Was ist der Mensch?
Der zu früh zur Welt Gekommene,
nackt und waffenlos und stumm,
auf daß er unterm transparenten Schleier
mütterlicher Blicke,
anders als das rasch ermannte Tier,
langsam reife
in Griffen, Schritten, Gesten, Worten.
Immer haftet er am Schoß,
dem bereitet er die Wehen,
das düstre Pfand,
mit dem er auf den Weltumgängen,
fern der heimatlichen Erde,
stets noch wuchert.
Auch du mußt, Dichter, sie erleiden,
wenn mit dem Kopf zuerst,
zu groß für deinen Muttermund,
ins Offene du es preßt,
was in dir wuchs,
vom Dämon oder Gott gezeugt,
das vollkommen-unvollkommene
Gedicht.
Wo aber reift es nach?
Unter deines Lesers
liebevoll-bedachter Obhut.
Dem aber Niedertracht, nicht Not
mit taubem Messer
zum Sprung ins Leben half,
folgt der gekränkten Göttin
Schatten.
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