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Losgewunden

11.05.2024

Verschlungen ineinander seufzen Seelen
wie Ranken, hat verwirrt sie dunkler Wind,
und ihre Blüten sind wie Augen blind,
ihr Duft weht nur, die Leere zu verhehlen.

Trifft sie ein Tropfen von den Schwesterblättern,
wie schmecken sie des Lebens Bitterkeit.
Es drängt sie, über Schatten, fremdes Leid,
ins fahle Grabeslicht des Monds zu klettern.

Du aber, Dichter, hast dich losgewunden,
schon knirscht in deinen Vers der Gipfelschnee,
in hoher Einsamkeit mag er gesunden.

Der Enzian schenkt ihm die blaue Hülle
und in des Azurs grenzenloser See
die Wolken Inseln unberührter Stille.

 

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