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Ophelias Gesang

04.03.2019

Wie Lilien auf dem Wasser
treibst du hin,
ein heller Riß
geht über deinem Schoß
durchs grüne Glas der Nacht,
und das wie Seufzer weich gelockt,
umsonst schlingt sich dein Haar
um Finger hingeneigter Weiden.

Dein Dämmerlicht glimmt fort,
wie eine Wunde schwärt
und nicht vernarbt,
ein Flecken von erbrochener Milch,
ein fahler Mond,
der durch das Gras der Träume kriecht.

Du bist dem Dichter wie ein Gerstenkorn
am schlaffen Augenlid,
und trinkt er auch und trinkt
den trüben Dunst des Mohns,
um deiner Brüste Schnee,
der keinem Kusse schmilzt,
um deines Schwanenliedes Flaum,
der schnödem Mund sich sträubt,
in Schlafes schwarze Öl zu tauchen,
wenn eigner Schrei ihn weckt,
so brennt es ihm erneut
am alten Schmerzensbild.

Wie Licht von Anemonen
geistert deine Seele
durch das Schilf der Nacht,
und wenn das Dunkel schluchzt,
als regten sich im Schlaf
Gesanges Flügel,
ist es, das niemals schläft,
dein Herz,
das Schwester Qualle singt
vom schönen Wahn des Bluts.

 

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