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Pollen stäuben

21.09.2018

Ein Windhauch,
weiße Pollen stäuben
in den grauen Tag.

*

Im Dickicht schaukelt,
ein vergessener Lampion,
der Mond.

*

„Alles ist gesagt!“ –
„Nicht alles.“ –
„Was fehlt?“ –
„Leb wohl!“

*

In allen Briefkästen,
an den Häusern,
den Laternenmasten
der Zettel mit dem Foto
des Kätzchens.
„Vermißt!“
Heute hab ich ihn
fast schuldbewußt
zerknüllt.

*

Wir dämmerten dahin.
Dann ging groß
über uns der Mond auf,
die weiße Knospe
der Schwermut.

*

Der kalte Rauch seiner Pfeife
blieb noch lange
in dem leeren Zimmer,
die blaue Joppe
hing an der Wand,
die Stiefel, der Stiefelknecht
standen in der Ecke,
das eichene Bett
war schon abgebaut.
Wo war die silberne Medaille
für den Durchschuß
bei Verdun?

*

Was ist die Seele?
Sie ist die Amsel,
die plötzlich sang
im kahlen Ahorn
deines Hinterhofs,
und plötzlich schwieg
und flog davon.

*

Der kühle Morgenwind,
wenn Gräser zittern.
Das Winseln eines Hunds
in trüber Mittagsstille.
Das Herz, das hüpft,
wenn eine Nachricht kommt
von sanfter Hand.
Die Purpurwolke,
wenn der Tag verglüht.

*

Kleine Freude, Spatz,
der in der Pfütze badet,
das Gefieder spreizt
und in der Sonne trocknet.

*

Ein Lächeln war da,
ein Schimmer auf dem Wasser,
auch wenn es schwand,
als die dunkle Woge kam.

 

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