Skip to content

Wurmstichige Terzinen

11.04.2022

Entkämen wir einer sich selbst verschlingenden Welt,
wo Liebesschluchzen sich mischt mit Geröchel von Siechen,
zerquetschten Gesichtern, von Wollustgrimassen entstellt.

Wollen wir nicht Wurm unter Würmern mehr kriechen,
uns vom Kot hinabgewürgter Worte ernähren,
betäubt den Aasgestank der Geschichte beriechen,

sind wir es noch, die sich nach den Tiefen verzehren,
blauend über weißen Kelchen moosdunkler Auen,
was trunken flammt, die Feuer des Himmels verehren,

Nacht erbittend, Inseln fernen Leuchtens zu schauen,
Quellen, in deren Wölken Verzagte genesen,
Blüten, gepflückt vom Seufzen liebender Frauen.

Wer wollte aus dem Dung den Wurm sich erlesen
und ihn mit zauberischen Sprüchen behauchen,
die ihn verwandeln in ein bunt geflügeltes Wesen,

frei, in der Iris purpurnen Abgrund zu tauchen?
Kein Gott der Gipfel wohl dürfte den Ekel verwinden,
Würmer umfingernd, die in Verwesungsdunst krauchen.

Möchte der Unteren einer würdig uns finden,
von der düsteren Walstatt ins Licht uns zu heben,
Wassergeister, ihr Gischte, Sylphen, ihr linden?

Daphne steht starr, Ariel, nachtwindergeben,
Wasser verrauscht und Luft will Anmut nur tragen,
dem Wurme bleibt, im freudlosen Dunkel zu leben.

Ach, nenn nicht Leben verkrustete Worte benagen.

 

Comments are closed.

Top