Der natürliche Mensch
Im natürlichen Menschen kreist
blütentriebig wie süßer Saft
durch der Bäume unabgestorbene Adern
Liebe –
rauscht wie durch dunkle Umarmung
im üppigen Blattwerk
über den müden Gliedern des Wanderers
und seinem hechelnden Hündchen
hochsinnige Huld.
Das Kind,
das sein Dasein im ausgestreckten Finger weitet,
und es lacht ins Helle.
Das alternde Mädchen,
das sich die Haare in Goldrot färbt,
und im Halbschlaf greift es
nach dem Kuscheltier,
dem schon ein Ohr fehlt
oder ein abgeherztes Beinchen.
Der Grauschopf,
der sich an allerfernster Schönheit
hoher Büsten begeistert,
und das Auge wird ihm feucht,
unerfühlt,
wie auf schlaffen Farnen Tau.
Die Sterbende,
die wie träumend die Hand reckt,
und lüpft ein wenig die Gardine,
wie von fernem Vogelrufe beseelt.
Der Schüler,
der sich aus dem Fenster hinausträumt,
leicht hinweggehoben von Lüftchen
und Seufzern der bukolischen Verse Vergils,
und er fliegt durch das Gurren der Tauben
und das schmerzlich-süße Schwirren der Bienen
in Großvaters Gärtchen
unter die stille Offenbarung
von Dahlie und Rose.
Der Dichter,
der im Dunklen schreibt,
und heimliche Liebe umflattert seinen Stift
wie der verborgene Blüten entdeckt,
der Falter der Nacht.