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Philosophenweg

17.07.2015

Kronberg im Taunus, Opel-Zoo

Auf dem Laufband der Rolltreppe
wird den Menschen von Opferpriestern
das Herz aus dem Leibe geschnitten.
Doch sie fühlen die Mitte nicht leer.

Rollen sie dort hinab, Verbannte
des Lebens, um im Schoße der Erde
ein- und umgeschmolzen zu werden
nach Schablonen erzener Götzen?

Du fliehst zum Pfeiler, an die Wand,
um etwas Deckung zu finden
vor den widrigen Leidensblicken,
den dunklen und dunkleren Täterhänden.

Du weißt das Leben ums Leben betrogen,
angeweht aus Rohren falscher Kühle,
zerstrahlt auf Schirmen falscher Bilder,
ausgepfiffen von echten Großstadtratten.

Die Tasche auf dem Schoß bang an sich drücken,
nicht aufschauen, ob es dort lebt von Angesicht,
nicht ahnen, ob die Reise abwärts und abwärts geht.
Entsagen dort Augen in stummem Schein?

Ein Adler aus Licht schnellt über die Galluswarte.
Ist denn noch Leben jenseits der Stadt?
Ja, dort auf dem alten Kronberger Friedhof,
wo der gute Ritter ins Gebet versank.

Hier redet der Grauschopf dich gutmütig an,
oder spricht er sinnig vor sich hin zu seinem Hund?
„Ja, du darfst dich trollen und tummeln,
musst dich nicht schinden wie unsereins!“

Rast am Philosophenweg, wo sich die Sonne
ein Nest im Gezweig der Robinie baut.
Dann kommen Stimmen, eine meckernde Ziege
stimmt milder als Männergeblöke.

„Das ist keine Walnuss, o nein, o nein,
das ist eine Eichel vom Eichenbaum,
die Eiche ist deutsch, ist der deutsche Baum!
Lernt es für immer, dann seid ihr zu Haus!“

Sozialpädagogisch hält die Ziege ein Blatt
im Maul mit allen Sprüchen des neuen Kultus.
Zwei schwarze Böcklein springen um sie her,
lustig geht es zu im deutschen Wald.

Nur die Pferdchen schnappten sich deine Möhren,
die Elefanten waren des Zoolebens müde,
und dort schlief das kleine Dromedar.
Ein andermal, Giraffe, Giraffe, du schöne!

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