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Rabindranath Tagore, Fireflies 21–50

06.10.2018

21

Maiden, thy beauty is like a fruit
which is yet to mature,
tense with an unyielding secret.

22

Sorrow that has lost its memory
is like the dumb dark hours
that have no bird songs
but only the cricket’s chirp.

23

Bigotry tries to keep truth safe in its hand
with a grip that kills it.
Wishing to hearten a timid lamp
great night lights all her stars.

24

Though he holds in his arms the earth-bride,
the sky is ever immensely away.

25

God seeks comrades and claims love,
the Devil seeks slaves and claims obedience.

26

The child ever dwells in the mystery of ageless time,
unobscured by the dust of history.

27

A light laughter in the steps of creation
carries it swiftly across time.

28

The soil in return for her service
keeps the tree tied to her,
the sky asks nothing and leaves it free.

29

Jewel-like immortal
does not boast of its length of years
but of the scintillating point of its moment.

30

One who was distant came near to me in the morning,
and still nearer when taken away by night

31

White and pink oleanders meet
and make merry in different dialects.

32

When peace is active sweeping its dirt, it is storm.

33

The lake lies low by the hill,
a tearful entreaty of love
at the foot of the inflexible.

34

There smiles the Divine Child
among his playthings of unmeaning clouds
and ephemeral lights and shadows.

35

The breeze whispers to the lotus,
‘What is thy secret? ‘
‘It is myself,’ says the lotus,
‘Steal it and I disappear! ‘

36

The freedom of the storm and the bondage of the stem
join hands in the dance of swaying branches.

37

The jasmine’s lisping of love to the sun is her flowers.

38

The tyrant claims freedom to kill freedom
and yet to keep it for himself.

39

Gods, tired of their paradise, envy man.

40

Clouds are hills in vapour,
hills are clouds in stone, —
a phantasy in time’s dream.

41

While God waits for His temple to be built of love,
men bring stones.

42

I touch God in my song
as the hill touches the far-away sea
with its waterfall.

43

Light finds her treasure of colours
through the antagonism of clouds.

44

My heart to-day smiles at its past night of tears
like a wet tree glistening in the sun
after the rain is over.

45

I have thanked the trees that have made my life fruitful,
but have failed to remember the grass
that has ever kept it green.

46

The one without second is emptiness,
the other one makes it true.

47

Life’s errors cry for the merciful beauty
that can modulate their isolation
into a harmony with the whole.

48

They expect thanks for the banished nest
because their cage is shapely and secure.

49

In love I pay my endless debt to thee
for what thou art.

50

The pond sends up its lyrics from its dark in lilies,
and the sun says, they are good.

 

Glühwürmchen 21–50

21

Deine Schönheit, Mädchen, gleicht einer Frucht,
die noch nicht reif ist,
über ein Geheimnis gespannt, das nicht nachgibt.

22

Traurigkeit, die ihren Grund nicht kennt,
gleich den stummen, dunklen Stunden
ohne Vogelgesang,
wenn allein Grillen zirpen.

23

Bigotterie sucht die Wahrheit fest in der Hand zu halten,
doch ihr Griff tötet sie.
Um eine scheue Lampe zu beschirmen,
entzündet die große Nacht all ihre Sterne.

24

Auch wenn er Braut Erde in Armen hält,
bleibt der Himmel stets unendlich fern.

25

Gott sucht Gefährten und will Liebe,
der Teufel sucht Sklaven und will Gehorsam.

26

Das Kind weilt stets im Geheimnis altersloser Zeit,
die der Staub der Geschichte nicht verdunkelt.

27

Ein leichtes Lachen trägt die Schöpfung
raschen Schrittes jenseits der Zeit.

28

Die Erde fesselt als Entgelt für ihren Dienst
den Baum an sich,
der Himmel fordert nichts und läßt ihn frei.

29

Der Juwel der Ewigkeit
rühmt sich nicht der Dauer seiner Jahre,
sondern der funkelnden Krone seines Augenblicks.

30

Der fern war, trat mir nahe am Morgen
und näher noch, da Nacht ihn mir entriß.

31

Weißer und rosa Oleander begegnen sich
und plaudern ausgelassen in verschiedenen Mundarten.

32

Wenn der Friede seinen Unrat ausfegt, gibt es Sturm.

33

Der See liegt tief unter dem Hügel,
eine Träne, die um Liebe fleht
am Fuß des Unerbittlichen.

34

Dort lächelt das göttliche Kind,
umgeben von seinen Spielsachen, nichtigen Wolken
und flüchtigen Lichtern und Schatten.

35

Der Lufthauch flüstert zum Lotus:
„Was ist dein Geheimnis?“
„Ich bin es selbst“, sagt der Lotus,
„raube es mir und ich verlösche!“

36

Die Freiheit des Sturms und die Knechtschaft des Stamms
tanzen Hand in Hand in den wehenden Zweigen.

37

Was der Jasmin in Liebe der Sonne flüstert, sind seine Blüten.

38

Der Tyrann beansprucht Freiheit, um die Freiheit zu töten
und sie sich doch vorzubehalten.

39

Die Götter, ihres Paradieses überdrüssig, beneiden den Menschen.

40

Wolken sind Hügel aus Dunst,
Hügel sind Wolken aus Stein –
ein Traumbild im Traum der Zeit.

41

Während Gott erwartet, Sein Tempel werde aus Liebe errichtet,
schleppen die Menschen Steine herbei.

42

Ich berühre Gott in meinem Lied,
wie der Berg das ferne Meer berührt
mit seinem Wasserfall.

43

Das Licht findet sein Kleinod von Farben
in der Zwietracht der Wolken.

44

Mein Herz lächelt heute über seine vergangene Nacht der Tränen
wie ein nasser Baum, der nach dem Ende des Regens
in der Sonne glitzert.

45

Ich habe den Bäumen gedankt, die mein Leben fruchtbar machten,
doch vergaß ich die Gräser,
die es immer umgrünten.

46

Eines ohne ein Zweites ist Leere,
das andere erst macht es wahr.

47

Die Irrtümer des Lebens rufen nach barmherziger Schönheit,
die ihre Verlorenheit in die Harmonie
des Ganzes einzufügen vermag.

48

Sie erwarten sich Dank für das Nest im Abseits,
weil ihr Käfig wohlgeformt und sicher ist.

49

Ich begleiche dir in Liebe meine unermeßliche Schuld,
die was du bist mir auferlegt.

50

Der Teich sendet seine Gedichte aus dem Dunkel in Lilien empor,
und die Sonne sagt, sie sind gut.

 

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