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Wahres aber spricht der Wind

20.10.2017

Das Leben ist wie Wind und weicher Hauch,
der dunklen Duftes voll durch Gassen streift,
und spielt am Schopf des armen Schluckers sanft,
als wäre Liebe ihm nicht lang schon lang abhold,
er fährt so zärtlich um den Leib der jungen Frau,
die einsam dort am offnen Fenster steht
und blickt in Abends leeren Horizont,
wo ihr der Mond vertane Stunden zählt,
ihr Haar sinkt hin wie schwarzen Wassers Fall,
ins öde Herz-Verlies bläst kalter Wind
durch Ritzen der Erinnerung und pfeift
sein höhnend Lied vom umgehaunen Baum,
des Asphalts bittren Tränen, rotem Dunst,
an dem er roch der Teiche Todesschlaf,
und Wind ist auch der Seele jäher Geist,
der immer zweifelnd schwankt wie zartes Schilf
an Wassers vagem Rand, das Pan umarmt,
wenn Syrinx schluchzt ihr dunkles Klagelied,
er hält sie eine Flöte fest, wie scheu
des Schneefelds Enzian, der zitternd trinkt
vom Licht, sein Blau bläst aus der Mund der Nacht,
und launisch neckt ihn ja wie Ariel
der Sylphen Hauch, der Elfen lichter Chor
zu tanzen über stummen Grüften, bald
erglänzt er wie die Rose unterm Kuß
verwehter Tropfen, bald versinkt er schlaff
ein totes Blatt im stummen Brunnenschacht,
und ächzen morsche Äste, schlürft der Herbst
das fahle Licht ihm aus dem welken Kelch.
O Rauschen, nichts als dunkles Rauschen bleibt
der Seele, hat sie ihren Duft dem Wind
geschenkt, bis auch die Blüte er sich raubt.

 

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