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Heimkehr

26.07.2015

Der Atem strömt und Schatten leise wandern,
die Mauer schimmert weiß, dann gelb und braun,
das Zimmer dämmert, ein Leben fließt zum andern,
ein goldnes Licht will sich im Spiegel staun.
Du bist vom langen Irrgang heimgekehrt,
wo dir kein Bild den Blick ins Freie wehrt.

Wie war es anders in den frühen Tagen,
als Sprachen wirr sich um die Seele schnürten.
Betörend Luft und toter Völker Sagen
die falsche Glut des fahlen Feuers schürten.
Du warst ein Kind im kalten Waisenheim,
von Heimweh krank, im Finstern trieb dein Keim.

Ein Zwerg sang dir im Hinterhof zur Nacht
von Liebesqualen seines Hässlichseins,
die Stimme gluckste wie aus hohlem Schacht,
gequetschtes Echo ausgesetzten Seins.
Du warst sein Kind im Schmerzensmonde Mai.
Im Sommer war sein Leben schon vorbei.

Die Liebe kam mit den Wassern ihrer Augen.
Sie kam mit einem Duft der fernen Meere.
Die Liebe hörte auf an dir zu saugen.
Sie ging und stieß dich in den Schoß der Leere.
Du warst ein Blinder vor der lichten Schrift,
der Schrift, ins Herz geritzt mit süßem Gift.

Der Atem strömt und Schatten leise wandern,
die Mauer schimmert weiß, dann gelb und braun,
das Zimmer dämmert, ein Leben fließt zum andern,
ein goldnes Licht will sich im Spiegel staun.
Du bist vom langen Irrgang heimgekehrt,
wo dir kein Bild den Blick ins Freie wehrt.

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